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1851 für die allgemeine Benützung eröffnet. Es sind für die vier hier zusammentreffenden Telegraphenlinien ebenso viele Morse’sche Schreib-Apparate aufgestellt. Diese vier Linien sind: 1) Die zugleich für den Eisenbahnbetriebs-Dienst bestimmte Linie nach Friedrichshafen, mit ihrer Fortsetzung bis zur bayerischen Grenze gegen Lindau; 2) die für den directen, namentlich internationalen Verkehr bestimmte Linie nach Ulm; 3) die zugleich für den Eisenbahn-Dienst bestimmte Linie nach Bietigheim, und von da sowohl nach Heilbronn als nach Bruchsal; 4) die directe für den internationalen Verkehr bestimmte Linie nach Bruchsal. Die vier Apparate sind so eingerichtet, daß jeder derselben getrennt für eine der genannten vier Linien benützt, oder auch je zwei derselben zur selbstthätigen Übertragung der durchgehenden Depeschen mit einander verbunden werden können. Es können sonach in Stuttgart gleichzeitig nach vier Richtungen Depeschen gegeben oder empfangen, oder es können die Apparate der Art gestellt werden, daß z. B. zu gleicher Zeit eine Depesche von Lindau nach Mannheim, und eine von Wien nach Straßburg mittelst selbstthätiger Übertragung die hiesige Station passiren. Diese steht mit sämmtlichen württembergischen Telegraphen-Stationen in fortwährender directer Correspondenz und übt über dieselben eine specielle Controle aus. Mit allen Haupt-Stationen des deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins, sowie mit den Großh. Badischen Stationen, mit Frankfurt a. M., Straßburg, der Schweiz, kann von Stuttgart aus direct telegraphisch verkehrt werden.

Im Lokal der Telegraphen-Inspection befinden sich in zwei Rösten die für die Erzeugung des elektrischen Stromes erforderlichen Batterien, bestehend für jeden Apparat aus einer Haupt-Batterie von 18, und einer Lokal-Batterie von 4 Daniell’schen Elementen. Ebendaselbst befindet sich in einem Kasten an der Wand die Vorrichtung für die Ableitung der atmosphärischen Electricität und gegen die Wirkung des Blitzes. – Die von dem Telegraphen-Bureau ausgehenden Drähte sind dem Bahnhof entlang an Stangen fortgeführt, und es ist die Lage des Telegraphen-Bureaus insofern eine sehr günstige, als sie nicht, wie in anderen größeren Städten, die Herstellung von kostspieligen und weit weniger sicheren unterirdischen Leitungen nothwendig machte.

Das Personal der Telegraphen-Station Stuttgart besteht aus 4 Telegraphisten, von welchen in den frequenteren Stunden 3, in den weniger frequenten 2, und während des Nacht-Dienstes von 10 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens 1 anwesend sind, und 2 Telegraphen-Boten, die mit einander im Dienst abwechseln.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0284.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)