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durch eine an bestimmten Orten stationirte Polizei-Nachtwache zu ersetzen, ist nicht zur Ausführung gekommen.

Für den Schutz der Felder sind unter einem Ober-Feldwächter 6 Feldwächter von der Gemeinde angestellt, welche zur Zeit der Obst- und Trauben-Reife, durch 12–16 Feld-Schützen auf Kosten der Güterbesitzer vermehrt werden.


VII. Gesundheits-Pflege.


Stuttgart hatte schon 1314 einen Arzt; 1350 wird „Meyster Hans der Artzat“ und neben diesem werden „pueri magistri medici“ erwähnt. Der erste gräfliche Leib-Arzt, der jedoch in Göppingen wohnte, war 1405 Nicolaus v. Schwerdt, dem der hier wohnende Dr. theol. et med. Hans Spönlin nachfolgte. Seit Herzog Christophs Zeiten waren 3 Hofmedici; sein Augen-Arzt war (1567) Ulr. Kindervater. Ein Stadt-Arzt wurde 1536 erstmals bestellt, neben welchem 1550 ein „Franzosen-Artzat“ und seit 1560 ein zweiter Stadt-Arzt vorkommt. Ein „denen medicis adjungirter Referendarius“, vornämlich bei stark grassirenden Seuchen zu Besorgung der Armen- und Kranken-Häuser, kommt 1676 vor. Der erste practicirende Arzt außer den Stadt-Ärzten wird 1635 aufgenommen; 1754 waren es ihrer 3, 1834 schon 40. – Die Stelle eines Stadt-Directions-Arztes wurde 1814, die Central-Impf-Anstalt 1830 geschaffen. Ein Stadt- und Oberamts-Thier-Arzt wurde 1808 erstmals ernannt. Endres Scheerer, Chirurg bei Hof, wird 1488, Meister Hans Syff, der Wund-Artzat, 1510 genannt. Ein Stadt-Wundarzt kommt 1622 vor; 1736 läßt die Stadt einen jungen Chirurgen auf ihre Kosten in Paris ausbilden. Die Zahl der Chirurgen war 1609 9, 1665 15 Meister, 1758 30 M. 29 Gehilfen, 1797 26 M. 21 G., 1834 19 M. – Als erster Apotheker wird Heinrich Glatz 1413 genannt; neben Johann Glatz errichtete 1457 der Leib-Arzt Johann Kettner eine zweite öffentliche Apotheke, in welcher auch das Confect für den Hof bereitet wurde; die dritte errichtete 1500 Cyriacus Horn, dessen gleichnamiger Enkel 1551 die neuerrichtete Hof-Apotheke übernahm. Dieselbe versahen von 1585–1624 Frauen und Apotheker-Mägde, welche auch den Armen der Stadt unentgeldliche Arznei zu verabfolgen hatten. Die vierte Stadt-Apotheke entstand 1761; im J. 1817 waren es ihrer 10. – In den älteren Zeiten beschäftigten sich auch die Fürsten mit der Medicin. Sabina, Herzog Ulrichs Gemahlin, heilte Wassersüchtige durch ein Mittel, das sie von Kaiser Carl V. erhalten hatte; Herzog Christoph, dessen Gemahlin eigene Recepten-Bücher hatte, ertheilte Verwandten und

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0298.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)