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Freunden in Krankheits-Fällen Rath, und sein Sohn, Herzog Ludwig, ließ 1589 ein Arzneibuch verfassen und drucken, und schenkte es anderen Fürsten. Zahnbrecher, Wurmdoctoren, Bruchschneider und ähnliche Marktschreier schlugen noch 1684 auf Jahr- und Wochen-Märkten ihre Buden auf und lockten durch die Trompete und die Späße ihrer Pickel-Häringe das Publikum herbei. Ein herz. Decret vom 27. Mai 1659 gestattete sogar dem Scharfrichter A. Bickel, solche Schäden zu kuriren, welche die Barbierer zu heilen sich nicht getrauten. – Eine Hebamme wird zwar schon 1350 genannt, und 1500 werden neben den Wehmüttern „die Zwölferinnen zu den schwangeren Weibern in der Noth“ erwähnt; aber doch wurden von 1553–1660, wenn die Herzoginnen in Kindesnöthen waren, solche aus Basel, Schw. Hall oder Augsburg berufen. – Öffentliche Badstuben, die von unseren Voreltern fleißig benützt wurden, und wo der Bader auch schröpfte und zwackte, waren 4 in der Stadt, sämmtlich Erblehen der Herrschaft. An einem der Seen lag das schon 1467 abgegangene Lurlenbad; das 1596 abgebrochene untere Bad war neben dem Neuenbau; das um eben diese Zeit eingegangene obere Bad in der Gaisgasse neben der Mühle, und das äußere Bad vor dem inneren Eßlinger Thore. Am Tage Johannes des Täufers saßen hier noch 1591 die Frauen nach altem Brauche 24 Stunden lang im Bade. Eine Heil-Quelle, das Hirschbad, dessen Entdeckung 1119 ein kranker Hirsch, der sich darin gebadet, veranlaßt haben soll, lag im Thale gegen Berg hin. Im sechszehnten Jahrhundert eingegangen, wurde es 1724 neu errichtet, 1811 von König Friedrich angekauft und als „Königsbad“ umgebaut, 1827 aber an einen Privaten verkauft. – Die älteste der abgegangenen Kranken-Anstalten war das S. 135 erwähnte Sonder-Siechenhaus, wo ursprünglich Aussätzige, dann auch an anderen offenen und unheilbaren Schäden leidende Bürger und Einwohner, theils gegen, theils ohne Entschädigung behandelt und verpflegt wurden. Die Anstalt wird schon 1350 genannt, kaufte 1465 ein Sechstheil des großen und kleinen Zehentens von Pleidelsheim, besaß 5 Höfe in Oßweil, Möglingen, Poppenweiler und Kornwestheim, erhielt jährlich gewisse Beiträge von der Herrschaft und dem Kirchen-Kasten, namentlich 40 Kl. Eichenholz, und wurde auch vielfach mit Geldstiftungen bedacht: 1553 von Agatha Nothaft 200 fl., 1554 von Mich. Tifernus, dem ehemaligen Hofmeister des Herzogs Christoph, 400 fl., von Canzler Feßler 300 fl. etc. Sie bestand bis 1791 aus einem Kur- und einem Pfründer-Haus, einer Hausvaters-Wohnung, einer Capelle, worin zuletzt der Stifts-Unterhelfer viermal jährlich zu predigen

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0299.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)