Seite:OAStuttgartStadt0302.png

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sind ein Stadt-Directions-Arzt, ein Stadt-Directions-Hebearzt, und ein Stadt-Directions-Wundarzt als Staats-Beamte begriffen. Ferner sind 3 Zahn-Ärzte vorhanden. Hof-Zahn-Arzt Dr. Frisoni, wegen seiner verdienstlichen Leistungen im operativen und technischen Theile der Zahn-Heilkunde 1853 mit der goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet, erhielt 1852 ein Patent auf die von ihm verfertigten künstlichen Gebisse ohne Federn. Wundärzte erster Abtheilung sind, einschließlich des Stadt-Wundarztes, 3, zweiter und dritter Abtheilung 32 mit 33 Gehilfen vorhanden. Apotheken sind es, einschließlich der Hof-Apotheke, 12. Die Zahl der normalmäßigen Hebammen ist 22, wozu noch einige Überzählige kommen. 1

Mit einem für die Erhaltung der Gesundheit wesentlichen Mittel, dem Wasser, ist Stuttgart von der Natur nicht reichlich bedacht. Was namentlich den Bedarf für ökonomische Zwecke betrifft, so ist die Stadt damit zunächst auf den Nesenbach angewiesen, der aber mit seinen geringen Zuflüssen in trockenen Sommern so klein wird, daß er den bescheidensten Anforderungen, zumal des Gartenbaues, nicht genügt. Vor dem Tübinger Thore wird der durch die Schloß-Nebengebäude führende Fuhrtbach-Canal abgeleitet, welcher in dem K. Schloßgarten bei den Nymphen zu Tag kommt; der eigentliche Bach aber fließt durch die ehemalige Eßlinger Vorstadt, ist vom Schlachthaus an bedeckt, und ergiest sich, nachdem er alle Dohlen (Abzugs-Canäle) der Stadt aufgenommen, in kläglicher Trübung bei Berg in den Neckar. Für die S. 15 erwähnte Wasserleitung wurde 1824–1831 auf Kosten des Staats und der Stadt bei der sogenannten Diebssteige, auf der Höhe der Wasserscheide zwischen der Glems und dem Nesenbache, ein 55 Millionen Kubik-Fuß fassendes Wasserbehälter gegraben, welcher alle Gewässer der erwähnten Bach-Gebiete sammelt; hievon wird ein Theil unter Benützung des bedeutend vertieften Christophs-Stollens durch eine 2 Stunden lange Rinnenlage aus Sandsteinen in das dort erwähnte Reservoir auf dem höchsten Punkte geleitet. Von diesem aus kann das für ökonomische Zwecke bestimmte „Seewasser“ auch bei Feuers-Gefahr in alle Haupt-Straßen der oberen Stadt geführt werden. Zugleich mit der Seewasser-Leitung wurde auch eine neue Trinkwasser-Leitung angelegt, welche alle, bis auf 5/4 St. entfernten Quellen in den Schluchten des Heslacher Thales und mehrere im Liasgestein neu erschlossene Gewässer, zusammen 81 Quellen, die in der Minute etwa 863 Maas liefern, vereinigt. Sie ist gleichfalls aus Sandsteinen gebaut, 16.230′ lang, läuft neben der Seewasser-Leitung her, und ergießt sich in einen Vertheilungs-Kasten

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0302.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)