Seite:OAStuttgartStadt0324.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das Königliche Hof-Krankenhaus für die K. Dienerschaft wurde von Herzog Friedrich I. im Jahre 1595 begonnen und von Herzog Joh. Friederich 1611 vollendet, nachdem schon Herzog Ludwig, welcher den ersten Gedanken hiezu gefaßt, in seinem Testamente vom 6. Aug. 1587 die Absicht ausgesprochen hatte, vier Krankenwärterinnen für Jedermann in der Stadt zu bestellen und zu belohnen. Es liegt in der Büchsen-Straße und hat das Aussehen eines einfachen bürgerlichen Hauses, ist mit 19 Kranken-Zimmern versehen und wurde von einem Hofarzt besorgt. Da in der Regel nur Unverehlichte aufgenommen wurden, so war der Krankenstand unbedeutend. Die Kranken hatten 1/3 der Verpflegungskosten zu ersetzen. In neuester Zeit wurde das Gebäude dem 1853 zu Errichtung einer evang. Diaconissen-Anstalt (für christliche Krankenpflege) gegründeten, unter dem Protectorat der Königin stehenden, Vereine käuflich überlassen, welcher sowohl in diesem selbst als in Familien Kranke verpflegt und so den ersten Plan Herzogs Ludwig ausführt. Die Anstalt zählt neuerlich, unter einer Hausmutter, 16 Diaconissen.

Orthopädische Anstalten (Heilanstalten für Verkrümmte) sind zwei vorhanden. Das unter dem Protectorat der Königin stehende Paulinen-Institut wurde 1840 von Instrumentenmacher Ebner gegründet und hat zwei von der Anstalt besoldete ärztliche Vorsteher. Das Gebäude steht in einem 11 M. großen Garten an der Militärstraße, und ist eben so geräumig als gesund gelegen. Bei einem durchschnittlichen Krankenstande von 15 betragen die Kosten für Verpflegung, Unterricht etc. ausschließlich etwaiger Medicamente 140 fl., in der Armen-Abtheilung 100 fl. jährlich. Im Jahre 1852/53 wurden 25 Verkrümmte aufgenommen, wovon vier dem Stadtbezirke angehörten, 13 wurden geheilt oder gebessert, 2 als ungeheilt entlassen; 14 hatten nur einen Theil der Kur-Kosten zu entrichten. Die Armen-Abtheilung steht unter der Fürsorge eines Vereines von Armenfreunden, welcher im Ganzen 21 Kinder behandeln ließ und seine Jahresberichte im Schw. Merkur veröffentlicht. An Schenkungen und Vermächtnissen hat derselbe 1125 fl. erhalten[1].

Die zweite Anstalt dieser Art ist die rein auf Privatwohlthätigkeit gegründete, gleichfalls unter dem Protectorat der Königin stehende, Paulinen-Hilfe, von Dr. Camerer und Dr. Heller 1845 errichtet, welche der Anstalt noch jetzt auf das Uneigennützigste vorstehen und hierin durch einen Verein von Frauen, welche die


  1. Darunter 450 fl. vom Staate, 100 fl. von der Königin und der Kronprinzessin, 500 fl. von Hofbank-Kassier Götz.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0324.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)