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Roggen 87 Sch. 6 S. 1 V., Dinkel 966 Sch. 4 S., Einkorn 23 Sch., Hafer 337 Sch. 4 S. 2 V., rauhe Gerste 41 Sch. 4 S. 3 V., Erbsen 36 Sch. 3 V., Linsen 1 S. 2 V., Wicken 69 Sch., Ackerbohnen 2 Sch. 3 S. Die Wein-Einnahme reichte nicht zum Bedürfnisse hin. Die Oberaufsicht führten Vogt und Gericht, und in ihrem Auftrage drei Oberpfleger, unter welchen ein Hofmeister und Spitalmeister standen. Im J. 1811 aber wurde, wie die anderen öffentlichen Stiftungen, der Hospital nebst der Lazareth-, Siechenhaus- und Seelhaus-Pflege und den besonderen Stiftungen unter die Ober-Aufsicht des K. Finanz-Departements gestellt, und für diese vereinigten Stiftungen unterm 6. Juli 1813 eine K. Stiftungs-Verwaltung gebildet, von welcher die Administration vermöge des Edicts vom 31. December 1818 und des Verwaltungs-Edictes vom 1. März 1822 an die Gemeinde zurückging.

Das Seel-Haus, ein in unbekannter Zeit gegründetes Bettler- oder Gutleut-Haus, 1433 „der willigen Armen-Haus“ genannt, das in anderen Orten auch unter dem Namen „Elenden-Herberge“ vorkommt, vor dem davon benannten Seel-Thor gelegen, und 1677 mit dem Siechen-Haus verbunden, hatte die Bestimmung, fremde Arme über Nacht zu behalten, und ihnen eine Suppe und 1/2 Pfd. Brod zu reichen. Ein „armer Ritter“, der hier 1536 herbergte, erhielt 5 Schillinge Zehr-Pfennig. Mit der Anstalt war eine kleine Gebär-Anstalt für hiesige und fremde Arme verbunden, wo sie auf Kosten des Hospitals bis 14 Tage nach der Entbindung verpflegt wurden. Das Seel-Haus hatte am Ende 26.959 fl. Vermögen.

Die Mittel für die Armen-Pflege flossen im Übrigen zunächst aus vielen, mit dem Armenkasten verbundenen milden Stiftungen, und wurden als „gemeines Almosen“ von zwei Pflegern ausgetheilt. Auch gab die Bebenhäuser-Pflege Namens des Kirchengutes 156 Sch. Dinkel und 52 Sch. Roggen, und der Landesfürst durch die Rentkammer 151 Sch. 5 S. Dinkel als Hof-Almosen und 208 Sch. Dinkel zu Abschaffung des Bettels. Dazu kam 1536 das sog. Glöckleins-Geld, welches nach dem Sonntags-Gottesdienst mit Glocken in den Straßen der Stadt gesammelt wurde, und zu dessen Verwendung 6 Magistrats-Mitglieder bestellt waren[1]. Um 1783 traten an seine Stelle die noch bestehenden


  1. Was damals auf die Armen verwendet wurde, ist aus der Armenkastenrechnung von 1550–1551 zu ersehen. In diesem Jahre erhielten die Haus-Armen 344 Pfd. 15 Schilling, Kranke und Kindbetterinnen 14 Pfd. 7 Sch., fremde Arme 20 Pfd. 15 Sch., Arme über Land zu führen 1 Pfd. 18 Sch., Hebammenlohn und Krankenwart 2 Pfd. 11 Sch., Arznei und Arztlohn 17 Pfd. 18 Sch., der Inhaber des äußeren Bades, um die Waisenkinder des Hospitals zu baden, 3 Pfd., arme
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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0335.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)