Seite:OAStuttgartStadt0352.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

in der Regel unentgeldlich aufgenommen, und sind theils Pfründer, die in jeder Hinsicht verpflegt werden, und theils sogenannte Hauszinsfreie, die hier Wohnung, Heizung, Licht und Bett genießen. Die erstere Classe erhält Morgens und Abends je zwei Schoppen Suppe, Mittags Gemüse oder Mehl-Speise, dreimal wöchentlich 1/2 Pfd. Ochsenfleisch, auch wöchentlich 6 Pfd. Brod und 1 Schoppen Wein. Für die Kranken tritt angemessene Änderung ein. Jeder Pfründer erhält nach altem Herkommen an Weihnachten 1 Hemd und 1 Paar wollene Strümpfe, außerdem auch die nöthige Kleidung. Jeder Pflegling hat ein vollständiges Bett. Zu Behandlung der Kranken sind ein Arzt und ein Wundarzt bestellt. Die beiden Diacone an der Hospital-Kirche haben jährlich abwechslungsweise zweimal im Hospital Gottesdienst zu halten, das h. Abendmahl zu reichen und die Seelsorge zu üben; außerdem halten sie monatlich eine Erbauungs-Stunde.

In der Irren-Anstalt des Hospitals finden dem Stadt-Bezirk angehörige, theils heilbare, Geisteskranke in Nothfällen einen vorübergehenden Aufenthalt, theils unheilbare Irren, Blödsinnige und Epileptische, soweit sie in den Staats-Anstalten nicht untergebracht werden konnten, eine bleibende Versorgung. Soweit es der Raum erlaubt, werden auch andere als Bezirks-Angehörige zur einstweiligen Verwahrung in die Anstalt aufgenommen. Sie hat drei feste Tobzellen mit Pallisaden, 20 Wohn-Gelasse mit 39 Betten, gemeinschaftliche Aufenthalts- und Speise-Zimmer. Zur Verpflegung sind 2 Wärter und 2 Wärterinnen bestellt. Zum Aufenthalt im Freien dient ein kleiner Garten innerhalb des Hofraumes, welcher durch eine hohe Bretterwand die Geschlechter scheidet. Die ruhigeren Kranken werden mit Haus- und Feld-Arbeiten beschäftigt. Am 1. Juli 1853 befanden sich hier 38 Pfleglinge, 20 männlichen, 18 weiblichen Geschlechts, wovon 4 tobsüchtig, 3 melancholisch, 17 wahnsinnig, 9 blödsinnig und 5 epileptisch waren.

Die Zahl sämmtlicher Pfleglinge des Hospitals, einschließlich von 28 Siechen, betrug an dem gedachten Tage 193, nämlich 96 männliche und 97 weibliche, wovon 6 20 bis 30, 7 30 bis 40, 15 40 bis 50, 28 50 bis 60, 66 60 bis 70, 63 70 bis 80, 8 80 bis 90 Lebensjahre zählten. Dazu kamen 16 Hauszinsfreie. Über den jeweiligen vorjährigen Stand der Hospitaliten, Siechen, Irren und Hauszinsfreien (A), die Zahl der Neuaufgenommenen (B), die Hauptzahl der Anwesenden (C), und die Zahl der Gestorbenen (D) gibt folgende Übersicht Aufschluß.

1843/44 1844/45 1845/46 1846/47 1847/48 1848/49 1849/50 1850/51 1851/52 1852/53
A 220 220 235 231 213 217 228 217 227 217
B 76 128 64 91 94 96 76 92 75 83
C 246 348 299 322 307 313 304 309 302 300
D 51 33 41 65 35 37 39 29 37 40
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0352.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)