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Privatvereine, welche als Ergänzung der öffentlichen Armen-Anstalten zu betrachten sind[1].

Schon im Jahr 1805 trat bei Mißwachs und Krieg auf den Vorschlag des Dekans Rieger die Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde zusammen, die sowohl von König Friedrich als den Einwohnern der Stadt sofort so kräftig unterstützt wurde, daß sie schon am 17. März 1806 die erste Suppen-Anstalt (mit sog. Rumford’scher Suppe) eröffnen konnte. Im J. 1807 wurden die Grundzüge einer Beschäftigungs-Anstalt entworfen, welche Erwachsenen durch Abgabe von Spinnmaterial in die Wohnungen einen Verdienst sichern sollte, namentlich aber sich zur Aufgabe gemacht hatte, Kinder durch Spinnen von Wolle und Flachs, Stricken, Weißnähen etc. angemessen zu beschäftigen. Die Kinderbeschäftigungs-Anstalt wurde 1. Sept. 1807 eröffnet, und sah sich bereits 1808 in Stand gesetzt, ein eigenes Haus um 9600 fl. zu erwerben, wo bald 140 Kinder thätig waren. Bei dem guten Fortgange der Beiträge konnte sich schon 29. Juni 1813 eine zweite Kinderbeschäftigungs-Anstalt anreihen, für welche das Gebäude der Marien-Pflege um 10.000 fl. erkauft wurde. Von ihrer Gründung bis Anfang 1817 theilte die Gesellschaft an warmer Speise für Gesunde über 300.000 Portionen unentgeldlich, und gegen 50.000 Portionen käuflich aus, an Kranke gegen 15.000 Portionen warmer Speise und über 7000 Portionen Wein. Ferner wurden an 125.000 Pfund Brod, 14.000 Portionen, à 1/8 Sri., Kochmehl und 50.000 Scheiter Brennholz unentgeldlich abgegeben. Die Einnahmen[2] waren von 4889 fl. im J. 1805/06 auf 21.057 gestiegen, wozu beigetragen haben: König Friedrich 9080 fl., Kronprinz (König) Wilhelm 4630 fl., Kronprinzessin (Königin) Catharina seit 1814/15 – 4804 fl., andere Glieder der Königl. Familie 5296 fl.. Privaten 35.541 fl. Die Summe der Legate war 5282 fl.[3].

Am 16. Januar 1817, zu einer Zeit beispielloser Theuerung und Noth, begann der Local-Wohlthätigkeits-Verein sein Wirken. Hervorgerufen von der Konigin Catharina, behielt die


  1. Nach umfassenderen Nachrichten, welche Dr. Theuerle für die Frau Kronprinzessin erhoben hat.
  2. Sowohl bei diesen Einnahmen als bei den Einnahmen und Ausgaben des Local-Wohlthätigkeits-Vereins sind entlehnte, zurückbezahlte oder ausgeliehene Capitalien, Kassenvorrath u. drgl. außer Rechnung geblieben.
  3. Namentlich, soweit sie 100 fl. übersteigen: 1812/13, 200 fl. von Hofräthin Clemens; 1813/14, 1000 fl. von Kaufmann G. Friedr. Hahn; 1814/15, 285 fl. von den Erben des Geh. Hofraths Tritschler; 1815/16, 600 fl. von Obristlieutenant v. Wengs Wittwe; 500 fl. von Wittwe Marg. Langenfas zur Austheilung; 2000 fl. von Cath. Elis. Vellnagel, Pfarrers Wittwe.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0360.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)