Seite:OAStuttgartStadt0362.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eingetheilt, und für jeden District ein Vorsteher und eine Vorsteherin mit dem nöthigen Hilfspersonal bestellt, denen es obliegt, die Verhältnisse der einzelnen Armen näher zu erforschen, und sich namentlich auch von deren Würdigkeit zu überzeugen. Zugleich wurden 4 Ausschüsse gebildet, deren Zahl später auf 6 erhöht worden ist.

Seit dem Jahre 1840 bewegte sich die Zahl der jährlich verabfolgten Speiseportionen zwischen 110.000 und 170.000. In Zeiten außergewöhnlicher Theuerung der Lebensmittel steigerten sich diese Unterstützungen im Verhältnisse zu dem vermehrten Bedürfniß. So wurden 1817 abgegeben 293.495 Portionen Speise unentgeldlich, 64.687 Portionen zu 2, 3 und 4 kr., und 7237 Portionen Krankenspeise, also zusammen 365.419 Portionen Speise. Daneben wurden in demselben Jahre unentgeldlich verabreicht 7567 dreipfündige Laibe Brod, 3605 Portionen weißes Kochmehl à 1/8 Sri., 1 Centner Kochgerste und 3775 Schoppen alten Weines. Im Jahr 1845 wurden 127.978 Speiseportionen unentgeldlich, 107.715 aber gegen Bezahlung von 1 bis 2 kr. abgereicht, und außerdem 129.852 dreipfündige Laibe Brod, theils zu ermäßigten Preisen, theils unentgeldlich an Arme überlassen; 1846 aber erreichte die Zahl der unentgeldlich abgegebenen Speiseportionen eine Höhe von 292.788, während 430.941 gegen 1 bis 2 kr. abgelassen wurden, so daß die Gesammtzahl der ausgetheilten Speiseportionen auf 723.729 stieg, neben 266.173 dreipfündigen Laiben, welche zu ermäßigten Preisen an Arme abgegeben wurden. Ein Theil der Kosten mit 8350 fl. im J. 1845/46 und 28.794 fl. im J. 1846/47, zusammen 37.144 fl., wurde durch außerordentliche Beiträge von 26.799 fl., wovon der König 11.000 fl. und der Kronprinz 1000 fl. beisteuerte, gedeckt, indeß die Stadtpflege, welche 10.780 fl. beigetragen hatte, von dem Abmangel noch 1687 fl. übernahm. – Im J. 1852/53 wurden unentgeldlich abgegeben für in hohem Alter stehende arme Erwachsene und für Kinder armer Eltern, welche die Anstalten besuchen: 63.767, für Kranke 7520, im Ganzen also 71.297 Portionen, gegen Bezahlung von 1 kr. 25.513, von 2 kr. 44.532, endlich Krankenspeise gegen Bezahlung von 4 kr. 384, im Ganzen also 70.429 Portionen, zusammen 141.716 Speiseportionen.

Die Krankenpflege bezieht sich theils auf unentgeldliche Verabreichung von Arzneimitteln, zu welchem Zwecke der König jedes Jahr um 1000 fl. Arzneien für den Verein unentgeldlich aus der Hofapotheke verabfolgen läßt, theils auf unentgeldliche Abgabe von Blutegeln, Bruchbändern, etc. und auf unentgeldliche ärztliche und chirurgische Hilfe. – Seit einigen Jahren hat die Krankenpflege, zu der im weiteren Sinne auch noch die mit der Speiseanstalt verbundene Abgabe von Krankenkost und altem stärkenden Weine in Portionen von 1 Schoppen gerechnet werden kann, durch das schon erwähnte Institut der Armenärzte eine anerkennenswerthe Verbesserung erhalten. Im J. 1852/53 verwendete der Verein 1308 fl., wovon auf Medicamente 1173 fl., auf Blutegel 40 fl., auf Bruchbänder und Bandagen 96 fl. kamen, und wozu noch 96 fl. Krankenwein kommen.

An diese Bestrebungen des Vereins schließt sich die Abgabe von Kindszeug an arme verheirathete und unverheirathete Wöchnerinnen, wozu als bleibende Stiftung nach dem Vereinsbeschlusse vom 19. Nov. 1818 der Zins aus dem Geschenke von 100 Dukaten von der verewigten Kaiserin Maria von Rußland, und einer weitern Stiftung der Hofräthin v. Pistorius von

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0362.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)