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Obervormund des jungen Herzogs Eberhard Ludwig, erhob 1686 das Pädagogium zu einem Gymnasium mit 7 Classen, wovon 2 mit 5 Professoren und 4jährigem Curs das obere Gymnasium bildeten[1]. Im J. 1796 wurden die achte und neunte Classe, unter Erhöhung der Zahl der Professoren auf 11, errichtet. Im J. 1818, wo die Schülerzahl selten unter 500 war, wurde die Zahl der Lehrer am mittleren und unteren Gymnasium, außer den Hilfs-Lehrern, auf 12 erhöht, die zehnte Classe errichtet und die hienach zu erwähnende Real-Schule ausgeschieden. – Was die deutschen Schulen betrifft, so fügte Herzog Christoph um 1551 der ersten oder „Stürmlins-Schule“ in dem ehemaligen Beguinenhaus unter der Mauer (S. 130) eine zweite, „die Krähen-Schule“ (im städtischen Armbrust-Haus S. 131) bei und errichtete auch, zum Unterricht im Schönschreiben und Rechnen, 1554 hier[2], wie durch die große Kirchen-Ordnung von 1559 in Tübingen und Urach, eine „Modisten-Schule“ auf dem Turnier-Acker. Eine vierte Schule, „die Armen-Kasten-Schule“ für arme Kinder, in der Thurm-Straße, wurde 1750 errichtet. Eine französische Schule wurde 1723 auf Bitte der französischen Gemeinde errichtet, und ging erst um 1824 wieder ganz ein. Außerdem waren, z. B. 1735, sechs Neben-Schulen vorhanden. Die Mädchen wurden zur Zeit der Reformation durch die Beguinen, sowie durch die Ehefrauen der Schulmeister und durch besondere „Schul-Frauen“ unterrichtet. Schon 1441 wird „Els die Schulmeisterin“ genannt; 1686 waren es ihrer 3; noch 1755 wird eine Schul-Frau genannt. Schon im Jahr 1723 waren mit den Neben-Schulen 12 städtische Volks-Schulen vorhanden, 1796 war die Zahl der Schul-Kinder 1456. Durch den Schul-Plan vom 15. Nov. 1797 wurden unter Trennung der Geschlechter eigene Knaben- und Mädchen-Schulen errichtet, die Zahl der Provisoren und der Schulmeister je auf 12 bestimmt und zur


  1. S. Fundation und Ordnung des neu aufgerichteten fürstlichen Gymnasii zu Stuttgart, anno 1686, 4. Auf die Feier des Jubiläums 13. Septbr. 1786 wurden zwei goldene Münzen mit den Brust-Bildern des Stifters und des Herzogs Carl Eugen geschlagen. Im Übrigen zu vergl. Schwäbisches Museum 1776. S. 523. B. Haug, histor. literar. Gymnasii illustris Stuttgardiani etc. 1786. 8. – J. W. Camerer, Beitr. z. Gesch. des Stuttg. Gymn. 1834. 8. – Die alljährlichen im Druck erscheinenden Gymnasial-Programme, namentlich auf 1830 und 1831. – Die Stadt hatte ursprünglich den ersten lat. Lehrer und die beiden Provisoren zu besolden. Bei Errichtung des Gymnasiums wurde (nach Pfaff) der Besoldungs-Beitrag der Stadt auf 311 fl. und 12 E. Wein festgesetzt, wozu 1714 noch 4 Kl. Brennholz kamen. (S. auch oben S. 268 u. 270.)
  2. „Damit man anstatt der Sudler bey der Canzley vnd sonst im Fürstenthumb bessere Schreiber ziehen möge, vnd Ihre Fürstliche Gnaden des Sudlens sich bey andern Fürsten vnd Herrn nit schämen müßen“.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0374.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)