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benützt wird. – Der Unterrichtsplan war früher, um dem Mangel an Local-Thierärzten möglichst schnell abzuhelfen, auf einen Jahrescursus eingerichtet; seit 1842 aber ist er auf 2 Jahre ausgedehnt. Die der Fassungskraft und den Vorkenntnissen der Schüler angemessenen Vorträge erstrecken sich über die Fächer: Anatomie, Physiologie, Operationslehre, Hausthiere-Zucht und Diätetik, Arzneimittellehre, Chirurgie, allgemeine und specielle Pathologie und Therapie, äußern Bau des Pferdes, theoretischen und praktischen Hufbeschlag, pathologische Anatomie, gerichtliche und polizeiliche Thierheilkunde, Geburtshilfe, Klinik. (Über die Klinik der Anstalt s. S. 332.) Für Inländer ist der Unterricht frei; Ausländer haben halbjährlich 5 fl. dafür zu entrichten. Über die Mehrzahl der Vorträge werden Repetitionen in der Form von Examinatorien gehalten. Die Ferien beginnen in der Mitte des Monats September und dauern bis zu Anfang November. – In der Schmiede, wo jährlich 300–400 Pferde beschlagen werden, haben nicht nur diejenigen Zöglinge, welche das Hufschmied-Gewerbe erlernt, Gelegenheit, ihre Kenntnisse zu vermehren (durch Schmieden von Hufeisen und Beschlagen von Pferden unter Aufsicht des Beschlaglehrers), sondern auch die Nichtschmiede erhalten Anleitung, um Hufeisen abnehmen, aufrichten und aufnageln zu lernen. Die ersteren sind, wenn sie die Lehrvorträge der Thierarzneischule besucht und nach vorangegangener Prüfung Zeugnisse ihrer Tüchtigkeit als Thierärzte und Hufschmiede erhalten haben, von der für die Hufschmiede eingeführten Meisterprüfung befreit. Von Sammlungen besitzt die Schule: eine Bibliothek mit 1320 Werken thierärztlichen, medicinischen, naturwissenschaftlichen und landwirthschaftlichen Inhalts; eine Sammlung physikalischer, chirurgischer Instrumente; eine solche von Hufeisen, und eine anatomische und pathologische Sammlung. Der Aufnahme geht eine Prüfung in den nöthigen Schulkenntnissen voran. Für 12 Civil-Zöglinge, welche in der Anstalt wohnen wollen, sind in dem Schlafsaal 12 Betten nebst dem dazu gehörigen Weißzeug zur unentgeldlichen Benützung vorhanden. Die Militär-Zöglinge wohnen in der Kaserne des Reiter-Regiments. Als Hospitanten werden sowohl Inländer als Ausländer zur Theilnahme am Unterricht in für sie geeigneten Fächern zugelassen. Von 1821/53 war die Schule von 1236 Schülern besucht. Die geringste Zahl betrug 20, die höchste 64. Am Ende eines Lehrcursus wird mit denjenigen Zöglingen, welche die Anstalt 2 Jahre besucht hatten, eine Prüfung vorgenommen, und die tüchtig befundenen mit einem Zeugniß nach den drei Stufen I. Classe: sehr gute, II. Classe: gute, III. Classe: zureichende Kenntnisse, entlassen. – Die ordentlichen Lehrer der Anstalt bilden ein Collegium als

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0387.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)