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den Plattenkalken von Nusplingen erhalten. Dieselbe ist um so werthvoller, als bei Allen der Fundort und die Lagerstätte genau angegeben ist, so daß dieselben überall die betreffenden Schichten charakterisiren. Wir heben namentlich die schönen Ammoniten aus dem unteren und mittleren Lias (Arieten, Capricornen, Falciferen), die zahlreichen Belemniten und Sepien, die schönen Bivalven und Gasteropoden, sowie die Crinoideen hervor, unter letzteren besonders schöne Pentakriniten (P. subangularis) aus der älteren Sammlung. Die Saurier aus den Posidonien-Schiefern von Boll und Ohmden sind in sehr schönen Exemplaren (Ichthyosaurus intermedius, tenuirostris, Mystriosaurus etc.) aufgestellt. Von Plesiosaurus dolichodeirus ist nur ein Gypsabguß aus Lime Reyis, ein Geschenk von Cuvier, vorhanden. Aus dem braunen Jura sind die Vorkommnisse der Thoneisensteinflötze von Aalen und Wasseralfingen, die Macrocephalen- und Ornaten-Thone des Albrandes besonders schön durch die betreffenden Ammoniten und Belemniten repräsentirt. Aus dem weißen Jura sind die Spongitenkalke der Lochen mit ihrer Umgebung; die Korallenkalke durch die schönen Petrefakte von Schnaitheim und Nattheim ausgezeichnet; die Plattenkalke von Nusplingen, welche dem sonst nicht sehr reichlich vertretenen Solenhofer Schiefer entsprechen, mit ihren zahlreichen Krebsen, Fisch- und Pflanzen-Überresten bemerkenswerth. Unter letztern sind die Reste des ersten schwäbischen Pterodactylus, die zwei Meerengel (Squatina) und eine schöne Reihe von Sepien und Fucoiden hervorzuheben. – Aus der in Schwaben nicht vorhandenen Kreide-Formation sind nur die Pflanzen des sächsischen und schlesischen Quadersandsteins, die Ammoniten und Seeigel, sowie der Gypsabguß des Mosasaurus von Mastricht, sodann die Iguanodon-Reste aus England von Dr. Mantell anzuführen. – Aus der Tertiär-Periode sind die Nummuliten-Schichten vom Kressenberg und Sonthofen durch die darin vorkommenden Seeigel und Krebse, ganz besonders aber die Bohnerze der Sigmaringer Alp und der Umgebung von Tuttlingen durch die zahlreichen Zähne und Knochen von Paläotherien, Anoplotherium, und die seltenen Vogel- und Reptil-Reste, im Ganzen über 3000 Stücke, worunter ein restaurirtes Exemplar von Palaeotherium minus und mehrere Kiefer bemerkenswerth. Einen schätzbaren Beitrag zu Vergleichung derselben mit den ähnlichen Vorkommnissen in dem Pariser Gyps liefern die vorhandenen schönen Gypsabgüsse der letzteren, ein Geschenk von Cuvier. Auch der französische Grobkalk, die einheimischen tertiären Süßwasserkalke von Ulm, Steinheim und Zwiefalten, sowie die oberschwäbische Molasse sind durch die Rhinozeros-, Schildkröten- und Fisch-Reste, die Gasteropoden, Austern und anderen Bivalven, sowie durch eine fast vollständige Suite der Land- und Süßwasser-Mollusken die Tertiär-Ablagerungen des Mokaktan-Gebirges in Unter-Egypten durch eine Reihe Petrefakten, von Dr. v. Heuglin mitgebracht, und diejenigen der Magellan-Straße von Apotheker Lechler eingesandte Schalthierreste vertreten; die Pflanzen-Abdrücke des Öninger Süßwasserkalks, durch Dr. Bruckmann gesammelt, bilden einen namhaften Beitrag zu der fossilen Flora dieser Periode. – Das Diluvium, in Schwaben sehr deutlich entwickelt und daher auch gehörig untersucht, hat theils aus den Bohnerzgruben des nördlichen Albplateaus, theils aus den Kalktuff- und Lehm-Ablagerungen der Umgegend von Canstatt und Stuttgart sehr schöne Beiträge, besonders an Säugethierresten, geliefert. Die von O.-Medicinalrath Dr. v. Jäger beschriebenen Reste von Mammuth, Nashorn (Rhinoceros tichorrhinus), Pferd, Höhlenbär etc. sind beinahe alle hier aufgestellt, darunter sehr vollständige Schädel und Kieferstücke,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 400. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0400.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)