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Theile der Wirbelsäule etc. der beiden Erstgenannten, Manches aus der nächsten Umgebung oder dem Grund und Boden der Residenz selbst herstammend. Bemerkenswerth sind ferner einige fossile Eier von Sumpfvögeln und Abdrücke von Federn, wahrscheinlich Schwimmvögeln (Enten oder Gänsen) angehörig, aus dem Süßwasserkalk von Münster und Canstatt, wozu auch viele wohl erhaltene Blätter-Abdrücke aus denselben Formationen sich gesellen. Von besonderer Wichtigkeit sind die schönen Gypsabgüsse der fossilen Wirbelthiere aus den Schwemmlanden der Sivalikberge, nach den Originalien des brittischen Museums gefertigt, ein Geschenk der ostindischen Compagnie. – Aus der Alluvial-Periode sind mehrere schöne Fische (Mallotus villosus) in Mergelknollen eingeschlossen, die einzigen Proben neuentstandener Versteinerungen von Wirbelthieren aus Grönland und die Überreste des Auers (Bos primigenius) aus dem Torf von Sindelfingen bemerkenswerth.

Die Sammlungen des S. 241 erwähnten Vereins für vaterländische Naturkunde, bis jetzt noch in dem Gebäude des der Centralstelle für die Landwirthschaft zugehörigen Versuchsgarten, unterhalb des Königsbades, befindlich, bestehen aus den 1850 dem Verein von der K. Centralstelle in Aufsicht und Verwaltung übergebenen, 1818 angelegten naturhistorischen Sammlungen und den seit jener Zeit von dem Verein selbst, theils durch Geschenke, theils durch Kauf erworbenen Gegenständen. Sie sind vom 1. Mai bis 1. October jeden Mittwoch und Samstag Nachmittags von 2–4 Uhr dem Publikum geöffnet. Den Grundsätzen des Vereines gemäß enthalten sie nur werthvolle vaterländische Naturalien, aber diese in möglichster Vollständigkeit.

Die Säugethiere und Vögel sind, in Glasschränken aufgestellt, so viel als thunlich in allen Altersstufen und Spielarten gesammelt, im Ganzen gegen 300 Arten mit mehr als 600 Exemplaren, größtentheils Geschenke der Vereinsmitglieder, die neuerworbenen sämmtlich von dem Vereinsmitgliede Plouquet (Präparator an dem K. Naturalien-Cabinet) zubereitet, welcher auch viele Vögel dem Verein zum Geschenk gemacht hat. Als Seltenheiten befinden sich unter den Säugethieren der gelblichweiße Hausmarder (Mustella foina L. Var. albo-flava); der Biber (Castor fiber L.), in der Iller bei Ulm 1820 gefangen und von Herzog Heinrich v. Württemberg gestiftet; der Berghase (Lepus variabilis L.) im November 1853 bei Biberach erlegt und von Forst-Verwalter Tritschler daselbst gestiftet; der weiße Feldhase (Lepus timidus L. Var. alba) von Posthalter Gundlach in Blaufelden geschenkt. – Unter den Vögeln, die sich durch ihre Altersstufen und Aufstellung besonders auszeichnen: die Mantelkrähe (Coracias garrula L.) 1823 bei Gmünd erlegt; die Trappe (Otis tarda L.), das Männchen bei Heilbronn, das Weibchen 1850 bei Balingen geschossen und von Umgelds-Commissär Knapp geschenkt; der Nachtreiher (Ardea nycticorax L.), Weibchen, 1852 bei Ilsfeld erlegt und von Bierbrauer Dang daselbst gestiftet; die Eiderente (Somateria molissima), Männchen, 1852 bei Heidenheim erlegt; die Scharbe (Graculus carbo), das Männchen 1852 bei Ludwigsburg erlegt und von Verwalter Bertsch auf dem Seegut geschenkt, das Weibchen bei Friedrichshafen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0401.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)