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und der auch den hier 1662 erschienenen „Raptus Proserpinae“, wahrscheinlich eine zur Darstellung gekommene Oper, componirt hat. Capellmeister waren 1684 Magg, 1686 und noch 1730 Theodor Schwarzkopf, neben ihm 1703 J. G. Störl. Im J. 1688 wird Joh. Gumprecht von Straßburg mit dem Prädicat eines fürstlichen Tutelarraths berufen, um sowohl in der Kirche, als auch bei der Tafel „auf der Laute, Engelique, Theorbe und Cithara (Saiten-Instrumenten) aufzuwarten“. Als Vice-Capellmeister wird 1691 Joh. Chr. Stierlin, der über den Generalbaß, als Componist der Stifts-Organist Ph. Fri. Bödecker, der gleichfalls über denselben geschrieben, erwähnt. Epochemachend war die Berufung von J. S. Cousser zur Stelle eines Ober-Capellmeisters, der dieselbe von 1698 bis 1708 bekleidete. Er war ein Schüler von Lully in Paris, hatte 1693 in Hamburg die italienische Oper eingeführt, und bemühte sich auch hier um Verbreitung der französischen und italienischen Opern und huldigte den Grundsätzen derselben in mehreren von ihm gedichteten Opern. – Indeß die bis dahin von der Ausführung größerer Musikwerke ausgeschlossenen Frauen anderwärts erst um 1700 bis 1710 an Stelle der Knaben die Bühne betraten, treffen wir hier schon 1698 drei Sängerinnen „für die Opern und Kirchen-Musik“: Magd. Syb. von Bex mit 1000 fl. Gehalt, Julianne Dor. Fischerin von Oehringen, und Susanna Schäfferin von Ansbach, auch drei Tanzmeister, worunter du Courcelle, Vater und Sohn. Dazu kam 1701 Pietro Loran „Decorateur bei Opern“. Von 1708 bis 1715 findet sich der auch als Componist bekannte Rath und Ober-Capellmeister Joh. Christoph Pez von München mit seiner Tochter (zusammen 2000 fl. Gehalt) und drei andern Sängerinnen. 1

Bei Vermählung der Prinzessin Christiane Charlotte von Württemberg mit dem Fürsten Georg Christian von Ostfriesland, am 14. Mai 1662, wurde hier das erste Melodrama aufgeführt, dessen vollständiger, die Tendenz jener Stücke bezeichnender Titel also lautet: „Der sieghafte Hymen, erstmals in ungebundener Rede der hochteutschen Sprache als eine poetische Erzählung vorgetragen, hernachmals aber zu einem Ballet in gebundener Rede kürzlich eingerichtet, worin eine ernste Abmahnung von allerhand ungeziemend frechen und wankelmüthigen Gemüths-Neigungen und Werken, benebenst Abbildung der Nothwendig-, Nutzbar- und Hochschätzbarkeit des werthen Ehestandes begriffen. Durch einen der edeln Poesie Liebhabern Fido.“ (Stuttgart. 4.) Die Comödianten erhielten „zur Abfertigung“ 100 fl. – Am 6. und 13. November 1670 gab eine andere Gesellschaft „absonderliche Comödias“. – Das Theater war bereits in dem jetzigen Theater-Gebäude eingerichtet;

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 418. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0418.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)