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denn der Herzog hatte am 14. März 1665 befohlen, daß eine aus Anlaß der Vermählung seiner Tochter, der Prinzessin Friederike Christiane, angeordnete, nicht näher bekannte Comödie „auf dem in dem neuen Lusthaus stehenden Theatro“ gespielt werde und daß unter Ober-Aufsicht des Landschafts-Advocaten A. U. Schmidlin die erforderlichen Maschinen und Abänderungen eingerichtet und demselben die 3 Grottirer beigegeben werden sollen. Es scheint aber, daß der Herzog das Gebäude bald seiner früheren Bestimmung zurückgab, da 1674 das ehemalige herzogliche Armbrusthaus (S. 120) zu einem Theater umgebaut wurde, das 1690 „das Ballet- oder Comödien-Haus“ genannt worden ist. 1

Auf demselben wurde am 17. Febr. 1674 „durch die Fürstl. würt. Hofmusicos“ aufgeführt: „In der Frembde erworbene Lavinia, in einem musicalischen Freudenspiel bey der hochfürstlichen Heimführungs-Solennität der etc. Magdalena Sibylla, Herzogin von Württemberg“. (Stuttgart. 4.) Der Verfasser ist M. Michael Schuster, theol. stud. aus Memmingen; das Stück hat einen Prolog, 3 Acte mit Arien und Chören, zwischen jedem ein Emblema, und einen Epilog[1]. Am 10. December 1686 wurde: „Paridis Urtheil, in einem singenden Schauspiel mit Entreen von Balleten vermengt, componirt und aufgeführt von Theodor Schwarzkopf, F. würt. Vice-Capellmeistern, und Courcelle, Dantzmeistern“. (Stuttg. 4.); am 6. Juni 1688 „Endymion, ein mit Balleten vermengtes Singspiel“, von Schwarzkopf componirt (Stuttg. 4.), und 1698 das Singspiel: „die unglückliche Liebe des tapfern Jason“, die Musik von M. Cousser, H. Braunschweig-Lüneburgischem Ober-Capellmeister, aufgeführt. Im J. 1698 wurden ferner „Acis und Galatée, in einem hochdeutschen Singspiel“, auch Schäferspiel genannt[2], „Erminia, oder die in Liebe verwandelte Widerwartigkeit, in einem Schäferspiel“ (Stuttg. kl. 8.), dann „Alarich in Pulcheriam verliebt, in einem Singspiel“ und „der verliebte Wald, Hirtengedicht in einem hochteutschen Singspiel“, componirt von J. S. Cousser, gegeben. Im J. 1699 kamen zur Aufführung: die Singspiele „le Rivali concordi oder die versöhnten Nebenbuhler“ (Stuttg. kl. 8.) und „Junia, mit Grand-Ballet von heroischen Schäfern und Schäferinnen“ (Stuttg. kl. 8.); im J. 1700 die Singspiele: „der durch Großmuth und Tapferkeit besiegte Porus“, componirt von Cousser, „Medea“ (Stuttg. kl. 8.); „die glücklich wieder erlangte Hermione“ (Stuttg. kl. 8.), „der hochmüthige Alexander“ (Stuttg. kl. 8.), „Jason“ (s. oben); 1701 die Singspiele: „der in seiner Freyheit vergnügte Alcibiades“,


  1. Mit Ausnahme der zwei erstgenannten waren alle diese Stücke bis jetzt noch unbekannt, da sie wohl nicht in den Buchhandel gekommen.
  2. Im Prolog stellt der Schauplatz den Prospect der Stadt Stuttgart dar, wobei Diana singt:

    „Mit was vor Lust und angenehmer Ruh’
    Sprech ich doch diesem Ort und schöner Gegend zu,
    Wo man sieht Württemberg in Fried’ und Wohlseyn prangen,
    Nachdem der Himmel es vor andern so beglückt,
    Daß was ein Sterblicher auf Erden kann verlangen,
    Im höchsten Überfluß hier Aug’ und Herz erblickt.“

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0419.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)