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Productionen zu wohlthätigen Zwecken. Der Liederkranz der polytechnischen Schule, 1848 von Professor Gantter gegründet, mit 50 Mitgliedern, und die 1852 von jungen Weingärtnern gestiftete Urbania, mit 30 Mitgliedern, pflegen den vierstimmigen Gesang. Diese fünf Vereine, welche 1847–48 in einem Stuttgarter Sängerbund standen, gehören dem 1849 auf Anregung von Dr. jur. Otto Elben gestifteten Schwäbischen Sängerbunde an, der sich durch eine Organisation aller schwäbischen Liederkränze die Pflege des Volksgesanges zur Aufgabe gesetzt und schon bedeutende Fortschritte in der musikalischen Ausbildung für Gesittung und religiöse Andacht gemacht hat. Ende 1853 zählte er 143 Gesang-Vereine, worunter etwa 60 ländliche, mit ungefähr 3300 Mitgliedern, deren jedes 3 kr. zur Bundeskasse zu entrichten hat. Er feiert alljährlich das von dem Liederkranze gegründete, allgemeine schwäbische Liederfest, mit Wettgesängen und Preisen, und ein oder zwei Partikular-Feste, gibt seit 1851 eine Lieder-Sammlung (in vier Stimmen) für seine Mitglieder heraus und veröffentlicht seine Jahresberichte durch den Schwäb. Merkur. – Vielbesucht und geschätzt sind auch die musikalischen Reunionen durch die Regimentsmusiken, Sommers in öffentlichen Gärten, Winters in Gasthöfen. Einen vorzüglichen Genuß bereiten aber die seit 1794 bestehenden öffentlichen Winter-Concerte der Hofcapelle, sowie die Oratorien derselben und die von einzelnen Mitgliedern ausgeführten Quartette etc.


XII. Geschichtlicher Überblick.


1. Politisches.

Die älteste Geschichte Stuttgarts liegt im Dunkel. Nach den hienach zu erwähnenden Alterthümern ist es zwar nicht zu bezweifeln, daß die Römer auch in dem Stuttgarter Thale Fuß gefaßt hatten; Näheres hierüber kann jedoch nicht angegeben werden. Auch aus den Zeiten, da die Alemannen gegen Ende des dritten Jahrhunderts die Römer vertrieben hatten und jene um 536 unter die Herrschaft der Franken gekommen, und da 843 das Herzogthum Alemannien an Deutschland gefallen war, sind keine schriftlichen Urkunden vorhanden. Eine ganz ungeschichtliche Sage will, daß, nachdem Kaiser Otto I. seinem Sohne Luitolf 949 das Herzogthum Alemannien ertheilt hatte, dieser in dem Thal einen Fohlenhof oder „Stuttengarten“ (welchem Namen die jetzige Benennung entspricht) angelegt habe und daß diesem die später gegründete Stadt ihren Namen verdanke. Urkundlich tritt der Ort

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0429.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)