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Vorstadt ein, zerstörte mehrere Gebäude, trieb einen Schmied-Ambos bis in die innere Stadt und nahm 11 Menschen das Leben. – Nach Herzogs Ulrich Vertreibung mußte sich Stuttgart am 7. April 1519 dem Schwäbischen Bund ergeben; da aber die Bürger ihren Fürsten am 14. August wieder einließen, der sich jedoch nicht behaupten konnte, so legte der Bund der Stadt eine außerordentliche Contribution von 1000 fl. auf. Nachdem das Land von dem Bunde an Kaiser Carl V. und von diesem an seinen Bruder, den Erzherzog Ferdinand, abgetreten worden, hielt der Letztere am 25. Mai 1522 seinen prächtigen Einzug in die Stadt, dessen Festlichkeiten ein Bankett auf dem Rathhause schloß, wobei der neue Regent mit Frauen und Jungfrauen fröhlich tanzte. Herzog Ulrich erschien am 4. März 1525 wieder vor der Stadt und würde sie wohl gewonnen haben, wenn nicht gerade jetzt seine Schweizer Truppen von der Tagsatzung zurückberufen worden wären. – Ende Aprils 1525 drangen die aufrührerischen Bauern in die Stadt, erpreßten Hilfs-Gelder und ein Contingent von 800 Mann von der Stadt und plünderten den Bebenhäuser Klosterhof aus. Im J. 1529 brach eine neue Seuche, „der englische Schweiß“, aus, an der Tausende erkrankten; 1530 aber raffte die Pest, die auch 1541–1543 wieder herrschte, 1500 Menschen hinweg. – Herzog Ulrich zog am 15. Mai 1534 wieder als Landesherr in Stuttgart ein und erhielt am 22. Juni 1543 den Besuch Kaisers Carl V. Im schmalkaldischen Kriege aber entzweite er sich mit diesem, worauf Herzog Alba mit einem Kaiserlichen Heere am 16. December 1546 vor Stuttgart erschien, das sich, weil Ulrich sich geflüchtet, am 31. Dec. ergab, jedoch schon am 20. Januar 1547 seinem angestammten Herrn wieder huldigte. Am 15. Dec. 1562 kam Kaiser Maximilian II. auf Besuch. Im Juni 1594 brach abermals eine Seuche aus, der binnen 8 Monaten 1976 Menschen erlagen, und im März 1611 herrschte nochmals die Pest. – Großes Elend kam über Stadt und Land im dreißigjährigen Kriege, nachdem die Schweden in der Schlacht bei Nördlingen unterlegen waren, da sich jetzt die Kaiserlichen in Schaaren hierher wälzten. Als Herzog Eberhard III. mit Hof und Canzlei am 28. August 1634 Stuttgart verließ, folgten seinem Beispiele Alle, die nur konnten. Am 10. Septbr. kam König Ferdinand vor Stuttgart und zog ein, da Vogt und Magistrat die Schlüssel zu der geängstigten Stadt überreicht hatten. Auch nahmen die Jesuiten, bevollmächtigt durch ein Kaiserliches Privilegium, von dem Stifte Besitz, in welchem sie ein Seminar zu errichten beabsichtigten. Sie führten in der Stifts-Kirche die Messe wieder ein, und es mußte ihnen 1638 der Armen-Kasten

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0447.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)