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Über die schwergeprüfte Stadt war inzwischen noch weiteres Unglück gekommen. Herzog Eberhard Ludwig hatte 1727 Hof und Canzlei in das neu erbaute Ludwigsburg verlegt. Sein Nachfolger Carl Alexander brachte dieselben zwar 1734 nach Stuttgart zurück, und dessen Sohn, Carl Eugen, ertheilte Stuttgart am 8. April 1744 das Privilegium der Residenz. Aber zu Ende des J. 1764 wurden beide nochmals nach Ludwigsburg verlegt und kehrten erst am 22. Juni 1775 nach Stuttgart zurück, wo den Herzog Carl Eugen am 7. April 1777 Kaiser Joseph II., und am 15. September 1782 Großfürst Paul von Rußland besuchte. In den ersten 6 Monaten 1763 waren an einer Blattern-Epidemie 131 Menschen gestorben. Am 18. Juli 1796, als eben die Österreicher hier lagen, bemächtigten sich die Franzosen unter Moreau der Stadt und zwangen, nachdem sie Berg genommen, jene bei Canstatt zum Rückzuge. Am 28. Juli verließen die Franzosen Stuttgart, und am 14. September erschienen wieder Österreicher, mit Erzherzog Carl an der Spitze, welcher hier übernachtete; worauf auch der Herzog, der sich nach Ansbach begeben hatte, zurückkehrte. Vom 6. August bis 1. September 1800 lag der französische General Richepanse mit seinem Generalstabe in Stuttgart. Im April und Mai 1801 war unter Moreau und Bertrand das französische Haupt-Quartier in der Stadt, und von 1800 bis 1801 hatten die Franzosen in der Garde-Kaserne ihr Militär-Hospital eingerichtet. Am 30. September 1805 besetzte Ney unter Androhung von Gewalt im Falle des Widerstandes die Stadt, welche sich ergeben mußte, und ließ 12.000 Franzosen einrücken, die mehrere Tage lang unter Ney und Murat hier lagen. Napoleon selbst kam am 4. October, seine Gemahlin Josephine am 30. November auf Besuch an den Hof. Am 23. October 1809 kam Napoleon wieder, und am 20. März 1810 traf auch seine zweite Gemahlin Marie Louise hier ein. Die fortdauernden Kriege brachten noch manchfache militärische Durchzüge. – Im Juni 1815 kamen die Kaiser Franz von Österreich mit Gemahlin und Alexander von Rußland, im October 1818 die Kaiserin Maria Feodorowna, Mutter der Königin Catharina und Alexanders, nach Stuttgart. – Von den neueren Ereignissen steht die bereits S. 153 erwähnte Jubelfeier der 25jährigen Regierung Königs Wilhelm am 28. Sept. 1841 oben an, wobei mehr als 10.000 Menschen unmittelbar sich betheiligten, und alle Stände, Landwirthschaft, gewerbliche Industrie, Kunst und Wissenschaft auf das Sinnigste vertreten waren. Um schließlich noch der deutschen Volksbewegung des J. 1848 zu gedenken, so hatte dieselbe für Stuttgart nur darum eine Bedeutung,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0449.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)