Seite:OATuebingen 020.png

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Oberamtsstadt vollendet schön ausbreitet (s. hier. die Ortsbeschreibung von Tübingen). Wir verlassen diesen entzückenden Punkt und wandern hinunter in das weite, fruchtbare, mit lachenden Ortschaften belebte Neckarthal, dessen wohlgeformte Gehänge mit Reben, Baumgärten, Ackerland und Wald in ansprechender Abwechslung bebaut sind. Von hier in das anmuthige, anfänglich breite Steinlachthal, das sich bald zu einem stillen Waldthal verengert und weiter aufwärts plötzlich in eine getreidereiche Gegend sich öffnet, in der wohlansehnliche Orte an den Ufern des Flüßchens lagern. Gehen wir hinauf auf die sogenannten Härdten, so empfängt uns hier eine weite, an Obst und Getreide reiche, mit freundlichen Dörfern belebte Hochebene. Hier wird es jedem wohl zu Muthe; die friedlichen Dörfer mit ihren so freundlichen, echt ländlichen, hinter Baumgärten versteckten Häusern geben das unverfälschte Bild einer wohlhäbigen Bauerngegend, die überdieß an vielen Punkten herrliche Aussichten über das Flachland hinweg einerseits an die schon nahe gerückte Alb, andererseits über den waldreichen Schönbuch hin zuläßt. Gehen wir noch mehr gegen den Süden, so begrüßen uns bald die vielgegliederten Vorhügel, hinter denen sich der steile schroffe Nordwestabfall der Alb hochansteigend erhebt. Nur zwei Arme derselben (Roßberg und Stöffelberg) greifen noch in den Bezirk ein; zwischen ihnen liegt in dem anmuthigen Wiesazthale das freundliche Gönningen mit seinen rührigen Bewohnern. Von Gönningen in der Richtung gegen Südwesten bildet sich das Wiesazthal zu einem ausgesprochenen Gebirgsthal aus, das in zwei Arme getheilt, tief und wild in das Albgebirge eingreift und endlich auf der eintönigen, unwirthlichen Hochebene allmählig ausläuft. Welch ein Gegensatz zu den reizenden Auen des Neckarthales, zu der üppigen Waldgegend des Schönbuchs, zu dem reichen Fruchtland auf den Härdten und den mit ihnen nahe verwandten übrigen Hochebenen des Bezirks. Allein gerade diese rauheste Partie in unserem Bezirk gewährt dem Freunde des Naturschönen den reichsten Genuß; an vielen Punkten entrollen sich hier dem Beschauer die schönsten Aussichten; ersteigt man aber den kleinen Roßberg, der sich auf dem großen Roßberg als ein länglicher Hügel erhebt, so eröffnet sich auf der westlichen Spitze desselben ein Panorama, das zu den schönsten Württembergs gehört. In der nächsten Umgebung erscheinen die urkräftigen, vielfältig zerrissenen, scharf konturirten Formen der Alb, von der einerseits die Achalm, der Sattelbogen, der Neuffen, die Teck, der Rechberg, der Staufen und der Stuiffen einer hinter dem andern hervortreten, andererseits

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 020. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_020.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)