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Reste gewöhnlich sehr gelitten, und liegen öfter auf secundärer Lagerstätte; denn einer der schönsten Backenzähne des Mammuth wurde beim Baden im Neckar oberhalb des Weilheimer Steges bei Tübingen gefunden. Bei Oferdingen kommen die Reste beim Abräumen der Steinbrüche nur wenige Fuß unter der Oberfläche zu Tage, und doch sind sie wohl die ältesten der Gegend, denn sie liegen unter der Lehmschicht in dem aufgerissenen, mit Sandsteinbrocken gemengten Keuper. Hohle, öfter klappernde Mergelknollen, sogenannte Lößkindle, finden sich stellenweis namentlich in Anlagen von Hopfengärten in Menge. Die harte Mergelmasse überzieht auch wohl die Knochen, und trägt so zu ihrer Erhaltung bei. Auf diese Weise hatte sich mitten im Lehm von Hagelloch ein kleines Rennthiergeweihe erhalten.


7. Pflanzen und Thierreich.

A. Pflanzen.[1]

Da die Stadt Tübingen der Sitz der Landesuniversität ist, so wurde die Flora ihrer Umgebung seit der Zeit von Leonhard Fuchs an der Gegenstand wohl vielfacherer Unternehmungen, als die Flora eines jeden anderen Theiles des Landes, auch bietet dieselbe in mancher Beziehung ein Interesse dar, indem der auf eine Entfernung von wenigen Stunden zusammengedrängte Wechsel der Gebirgsarten von den jurassischen Formationen der Alb abwärts bis zu dem vom Neckar oberhalb Rottenburg durchbrochenen Muschelkalke, so wie die auf etwa 1800 Fuß steigenden Höhedifferenzen der benachbarten Umgegend eine große Mannigfaltigkeit verschiedener Standorte und damit einen vielfachen Wechsel der vegetabilischen Decke bedingen. In Folge hievon ist die Flora, ungeachtet die Pflanzen der höheren Gebirge ihr abgehen und ungeachtet die Gesteine der Urgebirge fehlen und die Gegend im Ganzen sehr wasserarm ist, der Sümpfe beinahe völlig und der Torfmoore ganz entbehrt, durch welche Umstände der Mangel vieler Pflanzenarten bedingt wird, doch keine arme zu nennen.

Mit dieser die Umgebungen der Stadt Tübingen characterisirenden Flora fällt aber die des Oberamtes Tübingen, mit welcher wir uns hier zu beschäftigen haben, nur theilweise zusammen, indem die westliche Grenze des Oberamts nur etwa eine Stunde von der Stadt entfernt ist. Hiermit ist nicht nur das ganze Gebiet des Muschelkalkes und der Lettenkohle, sondern auch der durch seine Vegetation vielfach ausgezeichnete Bergzug des Wurmlinger und Hirschauer Berges,


  1. Von Professor Dr. Hugo v. Mohl.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 034. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_034.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)