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sein, „ehe die Chaussee angelegt wurde und der Weg nach Tübingen an dem Wasser hinunter über viele Stege ging“!

Durch das Bemühen, solche Fragen zu beantworten in Verbindung mit dem Studium über den Zusammenhang der Thierwelt mit geognostischen Verhältnissen und der Vegetation, wird die Bedeutung der auf die Fauna bezüglichen Arbeiten vermehrt und vermag uns in den Kreis höherer morphologischer Betrachtungen überzuführen.

Die folgenden Zeilen indessen erheben sich nicht über die Geltung einer flüchtigen Skizze, welche schnell, ja theilweise aus dem Gedächtnisse niedergeschrieben werden mußte in den Rahmen eines vorgemessenen Raumes.


Die umfängliche Abtheilung der Protozoen hiesiger Gegend harrt noch ihres Bearbeiters. Die Thiere sind fast alle sehr klein und bleiben der großen Mehrzahl nach dem unbewaffneten Auge verborgen. Dem Verfasser ist es blos gelegentlich bemerkenswerth geworden, daß die hiesigen Tümpel, wohl des kälteren Wassers wegen, im Ganzen weniger belebt von solchen Geschöpfen sind, als die stehenden Wasser des ihm näher bekannten wärmeren Mainthales.

Von der größten Form, dem Süßwasserschwamm, findet sich Spongilla lacustris Lbk. in Gräben, alte Holzstücke und dergleichen überrindend; hingegen stieß ich im Neckar noch auf keine Stelle, wo Spongilla fluviatilis Lbk. (durch Form der Kieselnadeln und der Amphidisken leicht unterscheidbar) sich angesiedelt gehabt hätte, während z. B. an der Tauber und im Main sich oft Gelegenheit bietet zu sehen, wie auf ganze Strecken hin jeder Stein an der Unterseite mit diesem Schwamm besetzt ist.

Von der Klasse der ächten Rhizopoden im Süßwasser wird wahrscheinlich das Sonnenthierchen (Actinophrys Eichhornii Ehrbrg. auch hier nicht fehlen; doch ist dem Verfasser dasselbe bisher noch keineswegs zu Gesicht gekommen.

Aus der Klasse der Acinetinen (Infusoria suctoria) kommt außer kleineren Arten eine große, schon dem freien Auge zugängige Podophrya auf dem großen Wasserkäfer (Hydrophilus piceus) sehr gewöhnlich vor. – Ebenso schmarotzt aus der Klasse der Wimperinfusorien (Ciliata) auf unseren Süßwasserpolypen, wie anderwärts, die Gattung Trichodina. – Eine andere noch nicht näher bestimmte Form (Oxytricha ?) beobachtet man an den hiesigen Larven des Landsalamanders, wo sie in großer Menge und schnell auf der äußeren

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 043. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_043.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)