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bei Jesingen sehr an Cercaria macrocerca; die Thiere sind oft so voll davon, daß das theilweise massenhafte Absterben des Muschelchens vielleicht daraus zu erklären sein möchte. – Das merkwürdige Leucochloridium paradoxum Carus, aus der Bernsteinschnecke, kam dem Verfasser aus der Gegend von Bebenhausen in einem Sommer zur Beobachtung. – In der Lunge des Frosches begegnet man hin und wieder dem Distomum cylindraceum R.; nicht selten ist auch in der Harnblase desselben Thieres Polystomum integerrimum R. – Ganz besonders auffällig ist mir aber das eingekapselte Distom unter der Haut von Rana temporaria, dessen bereits Günther gedacht hat. Man sieht es im Winter an Fröschen hiesiger Gegend mit freiem Auge als scharf abgegrenzte runde Körper im Bindegewebe unter der Haut, dann auch zwischen den Muskeln. (Haut des Distoms mit Häckchen; Excretionsorgane, Nieren, prall gefüllt mit weißer Masse – Analogen der Harnansammlung im Puppenleben der Schmetterlinge.) In Fröschen der Würzburger Gegend ist mir dieser Parasit niemals aufgestoßen. – Distomum squamula Rud., jüngst von Dr. Ernst Zeller aus Fröschen der Tübinger Gegend in seinem encystirten Vorkommen besprochen und hübsch dargestellt, konnte in einem Winter ebenfalls in mehren Exemplaren demonstrirt werden. –

Die Bandwurmform beim Menschen ist Taenia solium L. – Das Exemplar von Taenia mediocannellata Küchenm., welches ich der Sammlung einverleibte, wurde einem Norddeutschen, der nach seiner Annahme in Rom sich den Wurm geholt hatte, abgetrieben. – Auch die in unserer Sammlung ausgestellten Exemplare von Bothriocephalus latus L. rühren von Fremden her. – Häufig, wie überall, ist Taenia serrata, Götze, des Hundes. Leberstücke des Hasen, vollgepropft mit der erbsengroßen Finne (Cysticercus pisiformis), sind mir schon wiederholt gebracht worden. – Echinococcus hominis Rud. kam öfter zur Ansicht.

Von Kratzern (Acanthocephala) fand sich in früheren Zeiten einmal in größerer Menge Echinorhynchus gigas, Götze, aus dem Schweine. – Wie überall gewöhnlich ist Echinorhynchus proteus R. aus Fischen. – Auch die Jugendform des Ech. polymorphus, der Ech. miliarius, ist nicht selten. Verfasser kennt einen kleinen Bach bei Tübingen, wo aus fast allen Exemplaren des Gammarus pulex dieser orangerothe Parasit durchschimmert. (Von einigen Seitenbächen der Tauber könnte das Gleiche gesagt werden.)

Auch die Rundwürmer (Nematoda) sind zahlreich vertreten. In Tübingen ist der Spulwurm des Menschen Ascaris lumbricoides

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 046. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_046.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)