Seite:OATuebingen 073.png

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die ersten Aufzeichnungen verdanken, bemerkt, daß dem Neckar hier bei Tübingen „mehrere Fische der Donau bei Ulm, des untern Neckars bei Heilbronn und des Bodensees ganz fehlen.“ Der Flußbarsch (Perca fluviatilis L.) findet sich in der Blaulach, selten im Neckar. – Der Kaulbarsch (Acerina cernua L.), häufig im Main bei Würzburg, fehlt dem Neckar hiesiger Gegend. — Cottus gobio L. an Stellen des Neckars mit steinigem Grund häufig. — Den kleinsten Fisch unserer Fauna, den Stichling (Gasterosteus aculeatus L) bezeichnet bereits Schübler vor langen Jahren richtig als Bewohner der Ammer; von da kommt er gegenwärtig auch in das Bassin des botanischen Gartens.

Der echte Karpfe (Cyprinus carpio L.) fehlt hier im Neckar. War das wohl immer so? Von einem Nebenfluß des Neckars, der Aich, meldet Rösler (1791), daß man dort „Karpfen zu 6 bis 8 Pfd.“ fange. (Auch bei Würzburg, wo sonst der „Mainkarpf“ sehr häufig war, ist er, wie mir die dortigen Fischer erzählen, zu einer großen Seltenheit geworden.) — Die Karausche oder „Bauernkarpfe“ bei Ulm (C. carassius L.) ist, sowie die den Schlammgrund liebende Schleihe (Tinca vulgaris Cuv.) dem Schreiber dieses bisher aus dem hiesigen Neckar noch nicht zugebracht worden; doch gehören beide nach Günther dem Neckar an. — Der gemeinste Tafelfisch für hiesige Stadt ist die Barbe (Barbus fluviatilis Agas.) – Der sehr häufige Gräßling (Gobio fluviatilis Cuv.), welchen man anderwärts massenhaft gebacken verspeist, wird hier kaum gegessen. — Gemein ist Phoxinus laevis Ag. (Pfelle, Pfrille, Ellritze). Das Männchen entwickelt im Hochzeitkleid (April) die weißen Hornhöcker am Kopfe in ausnehmend starker Weise. – Der von Günther aus dem Neckar bei Tübingen nachgewiesene und von Eder trefflich gezeichnete Leuciscus muticellus Bonap. (Hasel der hiesigen Fischer) ist nach v. Siebold’s Kritik nicht richtig bestimmt, es wäre vielmehr Telestes Agassizii Heck.Squalius leuciscus L. häufig; ebenso S. dobula Schrank, letzterer hier eine beliebte Speise des gemeinen Mannes. – Leuciscus rutilus L. wie überall in Mitteleuropa gemein. – Zu den allerhäufigsten Fischen der hiesigen Neckarstrecke gehören der kleine Alburnus bipunctatus L. und A. lucidus Heck., hier „Silberling“. – Gerne wird auch gegessen, obschon man das Fleisch schlecht nennen darf, der beträchtlich große Chondrostoma nasus Agas., für den man hier ausschließend die Bezeichnung „Weißfisch“ anwendet. — Von Grundeln kommt nur Cobitis barbatula

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 073. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_073.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)