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(Günther.) – Mit der Nachtigall (Sylvia luscinia L.) hat sich hier eine ähnliche Veränderung zugetragen, wie sie an mehreren Orten, z. B. in den Thälern des fränkischen Jura, beobachtet wurde. Bei Muggendorf z. B. brütete früher das Thier; jetzt kommt es dort nur auf dem Zuge vor. So ist es auch hier; vor etwa 30 Jahren brütete der Vogel auf dem Wöhrd, was gegenwärtig nicht mehr geschieht; ja Schreiber dieses hat während seines hiesigen Aufenthaltes die Nachtigall überhaupt nicht mehr bemerkt, er erfährt jedoch durch Prof. Dursy, daß sie hin und wieder hier noch gefangen werde. (Aus der Gegend von Nürnberg und Erlangen ist sie, wie man sagt, ebenfalls verschwunden.) Doch haben wir noch in ziemlicher Menge von eigentlichen Sängern, z. B das Schwarzplättchen (Sylvia atricapilla L.), die graue Grasmücke (Sylvia hortensis L), den Gartenlaubvogel Sylvia hypolais L. u. a. Auch erfreut schon im ersten Frühling, zur Zeit der Blüthe der Saalweide, ein trefflicher Sänger das Ohr, die Singdrossel (Turdus musicus L.) Die sonst verbreiteteren Drosselarten, wie Turdus merula L., T. viscivorus L., T. pilaris sind nicht selten; einige nur auf dem Zug, andere Arten brütend; am wenigsten häufig ist die Rothdrossel (T. iliacus L.) – Vom Wasserstaar (Cinclus aquaticus L.) besitzt unsere Sammlung Eier aus der Tübinger Umgebung. – Zu den Singvögeln gesellt sich auch häufig der Rohrschilfsänger (Motacilla arundinacea L.) in den Uferbüschen und im Schilfe des Neckars. – Den niedlichen munteren Zaunkönig (Troglodytes parvulus Koch) kann man leicht im Spätherbst und im Winter im entlaubten Gesträuch um die Stadt her erblicken; nicht allzuselten stößt man auch zur Sommerszeit in hiesigem Nadelholz auf das Goldhähnchen (Regulus cristatus Koch).

Da wir hier keine großen Ebenen haben, ist die Wachtel (Ortygion coturnix L.) nicht häufig; am ehesten da, wo das Neckarthal eine größere Weitung hat; so hört man ihren schönen Schlag z. B. auf der Markung zwischen Derendingen und Weilheim. – An den Ufern der Steinlach stellen sich mehre Arten von Regenpfeifern (Charadrius) ein. – Der weiße Storch (Ciconia alba L.) hält sich in der Gegend in mehreren Paaren auf; der schwarze Storch (Ciconia nigra L.) wurde hier in den zwanziger Jahren, 1823 und 1827, in mehreren Exemplaren, zuletzt noch 1851, erlegt. – Kraniche (Grus cinerea Bechst.), welche man noch in den dreißiger Jahren truppweise über Tübingen wegziehen sah, scheinen auszubleiben. Das Exemplar der hiesigen Sammlung wurde bei Biberach) 1841 erlegt. –

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 079. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_079.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)