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Hiebei ist hervorzuheben, daß der Oberamtsbezirk und namentlich die Stadt Tübingen zu denjenigen gehören, welche von 1846/56 die meisten unglücklichen Geburten hatten, wozu übrigens die Zahl der in der Gebäranstalt verstorbenen Wöchnerinnen namhaft beitrug. Sodann macht sich der Bezirk auch durch die verhältnißmäßig große Zahl von Todtgeborenen bemerklich, die zwar durch die Gebäranstalt etwas gesteigert wird, aber auch ohne dieselbe bedeutender ist als das Landesmittel, wie denn auch in denjenigen (theilweise weinbauenden) Bezirken, welche westlich und nördlich einer Linie liegen, die von Gerabronn auf die südliche Spitze des Oberamts Münsingen und von hier auf Oberndorf gezogen wird, weit mehr Todtgeborene treffen, als auf den großen fruchtbauenden und dünnbevölkerten Landstrich von Crailsheim bis zum Bodensee und zur Adelegg[1]; endlich übertrifft auch die Zahl der unreif Geborenen des Bezirks und auch der Stadt Tübingen das Landesmittel erheblich, in welcher Beziehung zu bemerken ist, daß Frühgeburten in Städten überhaupt viel häufiger sind, als in kleineren Gemeinden, und für Tübingen steigert sich die Zahl der unreifen Geburten noch insbesondere durch die Gebäranstalt, die nebenbei namentlich auch dazu beiträgt, daß der Oberamtsbezirk in Beziehung auf das Verhältniß der weiblich und männlich unreif Geborenen eine auffallende Ausnahme macht, denn während sonst überall weit mehr männliche Kinder unreif zur Welt kamen, als weibliche, war das Verhältniß hier umgekehrt wie obige Tabelle zeigt. Aber auch ohne die Gebäranstalt nimmt der Bezirk in letzterer Hinsicht zugleich mit den Oberämtern Canstatt und Göppingen eine abnorme Stellung ein.

4. Todesfälle.

Das Verhältniß der Gestorbenen (incl. Todtgeborenen) zur Bevölkerung nach den jährlichen Durchschnitten der Gestorbenen und der Bevölkerung war folgendes: Es kam je 1 Todesfall auf die hienach beigesetzte Anzahl Lebender und zwar war das Verhältniß

in d. Periode von 1812/22 1822/32 1832/42 1842/52 1846/56
in Württemberg 1:31,30 1:34,20 1:28,81 1:31,78 1:31,64
im Schwarzwkr. 1:33,59 1:35,1 1:29,6 1:32,85 1:31,13
im OA. Tübing. 1:34,3 1:37,2 1:28,7 1:35,01 1:33,18
(OZ. 61) (OZ. 46) (OZ. 29) (OZ. 56) (OZ. 42)

wobei zu bemerken ist, daß in der letzteren Periode von 1846/56


  1. S. die württemb. Jahrbücher von 1856. II. Heft, S. 65, Zahl und Verlauf der Geburten von Finanzassessor v. Sick.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_100.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)