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Jede Gemeinde hat freilich wieder einzelne Besonderheiten, woran man in der Regel den Heimathort des Einzelnen erkennt, deren Aufzählung aber der Raum nicht gestattet.

Größere Gruppen hochgewachsener lediger Bursche in ihrer schneeweißen Toga und scharlachrothem Brusttuch bilden eine recht malerische Sonntagsstaffage, wenn sie sich in Gesellschaft ihrer Dorfschönen auf grüner Matte lagern, oder singend in gleichem Schritt und Tritt auf der Straße einherziehen.

In der Steinlach ist die noch gefälligere Volkstracht nahezu verschwunden, und im übrigen Bezirk begegnet dem Blick das keineswegs erfreuliche Gemisch einer der Mode nachhinkenden düstern Volkstracht.

Die Mundart ist durchgängig die schwäbische, deren Breite durch einige weniger der Grammatik als dem Ohr zusagenden Formen, wie z. B. durch das g’si’n oder g’sei’n statt des entsetzlichen gwä oder gwäa etwas corrigirt wird.

Die Auswanderung, welche in den letzten Jahrzehnten nie ganz pausirte, hat besonders im laufenden Jahr einen größeren Maßstab angenommen. Unter den besonders auswanderungslustigen Gemeinden zeichnet sich Kirchentellinsfurth aus, dessen aufgeweckte, strebsame Bevölkerung nicht allein durch ihre vielen in der neuen Welt glücklich angesiedelten Verwandten angelockt, sondern noch weit mehr durch ihre geistige Verwandtschaft mit dem spekulativen Yankee unwiderstehlich angezogen wird.

IV. Wohnorte.


1. Orte.

A. Zahl, Gattung und Areal.

Der Oberamtsbezirk zählt im Ganzen 51 Wohnplätze und zwar 1 Stadt, 23 Pfarrdörfer, worunter 3 mit Marktgerechtigkeit, 6 Dörfer, 10 Höfe und 11 einzelne Wohnsitze. Der Flächenraum sämtlicher Gebäude und Hofstätten beträgt 353 Morgen.

B. Lage, Größe und Beschaffenheit.

Die Wohnorte[1] liegen theils in den Thälern, theils auf den Hochebenen; von Thalorten liegen im, und zum Theil ganz nahe an dem Neckarthal folgende: Tübingen, von dem auch ein Theil im Ammerthal liegt, Kilchberg, Weilheim, Derendingen, Kirchentellinsfurth,


  1. Es sind nur die Orte mit eigener Gemeinderverfassung aufgeführt.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_120.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)