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1849 die Hofjagd im Bezirk ganz aufhörte, so war die zweite unerläßliche Bedingung einer erfolgreichen Verbesserung des Waldes gegeben, welche denn auch besonders in den letzten 20 Jahren energisch in Angriff genommen wurde. Trotzdem sind die Spuren jener langjährigen Mißhandlungen im Schönbuch noch immer beinahe allerwärts sichtbar, die Bestände von höherem und mittlerem Alter sind selten einigermaßen vollkommen, diejenigen auf den ehemaligen Viehweiden sogar meist sehr unvollkommen, dabei unregelmäßig und vorwiegend aus geringen Weichhölzern zusammengesetzt. Die Eiche findet sich nur in ganz alten und jungen Stämmen vor; annähernd haubare und mittlere Eichen fehlen, weil das Wild sie nicht aufkommen ließ, beinahe ganz, und eine nachhaltige Nutzung dieser werthvollen Holzart ist daher unmöglich.

Die nicht zum Schönbuch gehörigen, meist in den Händen der Körperschaften und des niederen Adels befindlichen Waldungen südwärts vom Neckar waren zwar ähnlichen Mißhandlungen wie der Schönbuch nicht oder doch in geringerem Grade ausgesetzt und haben sich deßhalb im allgemeinen größere Vollkommenheit bewahrt. Doch hatte die daselbst schon seit Jahrhunderten eingeführte Mittelwaldwirthschaft die Folge, daß die Buche, welche die öftere Zurücksetzung auf den Stock nicht ertrug, mit Ausnahme der Albwaldungen, mehr zurücktrat und der Eiche, Hainbuche und den weichen Laubhölzern Platz machte. In neuerer Zeit haben besonders Laubnutzungen die Ertragsfähigkeit dieser Waldungen beeinträchtigt, so daß auch in ihnen vielfach zur Umwandlung in Nadelholzbestände gegriffen werden muß.

Was die gegenwärtige Bewirthschaftung und zwar zunächst der Staatswaldungen betrifft, so geht sie von dem Grundsatz aus, daß das Laubholz, die Buche mit entsprechender Beimischung der Eiche, Esche und Birke an allen denjenigen Stellen zu erhalten sei, an welchen diese Holzarten noch befriedigenden Zuwachs zeigen und ihre natürliche Verjüngung nicht allzuschwierig ist, daß aber unter entgegengesetzten Verhältnissen die Fichte, und soweit der Boden auch für diese zu gering ist, die Forche mit untergeordneter Beimengung der Fichte, Lärche, auch Birke an ihre Stelle zu treten haben. Die

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_144.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)