Seite:OATuebingen 155.png

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Volksklassen an Zahl und Bedeutung sehr abgenommen, so daß der Stand derselben gegenwärtig ein mittlerer ist. Eine Ausnahme hievon machen nur die Einwohner von Dettenhausen, von welchen fortwährend eine beträchtliche Zahl, nicht selten auch gröberer Waldfrevel verübt wird, wie denn auch einzelne derselben sich häufige Eingriffe in das Jagdeigenthum erlauben.

g. Weiden. Die Fläche der Weiden und Öden beträgt nach dem Ergebniß der Landesvermessung 4847 Morgen; hievon sind Eigenthum des Staats 1507/8 Morgen, der K. Hofkammer 244/8 Morgen, der Gutsherrschaften 99 Morgen, der Gemeinden 39556/8 Morgen und der Stiftungen 114/8 Morgen. Eigentliche Weiden besitzen mehrere Orte; sie sind meist gut und werden nur mit Schafen befahren, wie auch die Brach- und Stoppelweide nur für Schafe benützt und nebst der eigentlichen Weide an Schäfer und Schafhalter verliehen wird, was nebst dem Erlös aus der Pferchnutzung mehreren Gemeinden eine sehr erkleckliche Einnahme sichert. Tübingen bezieht z. B. eine jährliche Einnahme aus der Weide und dem Pferch von 1400 fl., Dußlingen von 2100 fl., Gönningen von 1770 fl., Mähringen von 1700 fl., Walddorf von 1500 fl. etc. Mit Ausnahme von Bebenhausen, Derendingen, Kilchberg und Weilheim verleihen sämtliche Gemeinden ihre Weiden. (S. auch die Ortsbeschreibungen.)

c. Viehzucht.

Nach der Aufnahme vom 2. Januar 1865 betrug die Zahl der Pferde 797, worunter 34 Fohlen unter 2 Jahren; es kommen auf 100 ortsanwesende Einwohner 2,5, und auf 100 Morgen landwirthschaftlich benützte Fläche (Gärten und Länder, Äcker, Weinberge und Wiesen mit zusammen 38.616 Morgen) 2,0 Pferde. Der Bezirk nimmt daher in dieser Beziehung in der Reihe der Oberämter die 55te Stelle ein. Im allgemeinen ist die Pferdezucht (kräftiger, theilweise veredelter Landschlag) ganz unbedeutend, nur in einigen Orten trifft man 1–3 Stuten, die zur Bedeckung auf die Beschälplatte nach Tübingen gebracht werden. Auch die Pferdehaltung ist nur in Tübingen, Dußlingen und Gönningen von einiger Bedeutung, indem das Feld meist mit Rindvieh bestellt wird.

Die Rindviehzucht. Nach der gedachten Aufnahme zählt der Oberamtsbezirk 82 Zuchtstiere, 2966 Ochsen und Stiere über 2 Jahre, 6078 Kühe und Kalbeln, 2341 Stück Schmalvieh und 1803 Kälber, im Ganzen 13.270 Stücke. Sonach kommen auf 100 Einwohner 41,9, und auf 100 Morgen landwirthschaftlich

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_155.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)