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benützte Fläche 34,3 Stücke Rindvieh. Der Bezirk nimmt auch in dieser Beziehung die 55te Stelle in der Reihe der Oberämter ein. Im allgemeinen wird die Rindviehzucht sehr eifrig und in namhafter Ausdehnung betrieben, besonders in den Orten Tübingen, Gönningen, Immenhausen, Kusterdingen, Mähringen, Walddorf, Wankheim, Weilheim u. s. w. Am unbedeutendsten ist die Rindviehzucht verhältnißmäßig in Dettenhausen, Dörnach, Gniebel und Schlaitdorf. Ausgezeichnete Viehstände sind auf den K. Hofdomänen Einsiedel und Ammern, wie auch auf den Schloßgütern Kilchberg und Cresbach aufgestellt.

Was den Rindviehschlag und den Zuchtbetrieb betrifft, so findet man im Bezirk am häufigsten einen kräftigen Landschlag mit Simmenthaler Kreuzung; in einigen Orten, wie in Altenburg, Dörnach, Kusterdingen und Rommelsbach besteht ein reiner Landschlag, in Dettenhausen und Kilchberg neben dem Landschlag auch die Allgäuer Race. Zur Nachzucht und Veredlung des Viehstandes halten die meisten Orte tüchtige Farren, theils von reiner Simmenthaler Race, theils von Simmenthaler und Landrace gekreuzte, einzelne auch von reinem Landschlag. Die Haltung der Zuchtstiere geschieht, mit Ausnahme von Kilchberg, von Ortsbürgern, welche theils die Farren selbst anschaffen, theils von der Gemeinde angeschaffte in Pacht nehmen, wofür sie mit Geld und unentgeltlicher Benützung von Gemeindegütern von Seiten der Gemeinden entschädigt, übrigens dabei auch beaufsichtigt werden. In Kilchberg ruht die Last der Farrenhaltung auf der Gutsherrschaft.

Der Handel mit Vieh ist im allgemeinen nicht bedeutend und wird meist nur auf benachbarten Märkten, wo man kauft und verkauft, getrieben; namhafteren Handel treiben die Orte Immenhausen, Mähringen, Pfrondorf, Schlaitdorf etc. Handel mit Mastvieh findet in den Orten Dußlingen, Nehren und Pfrondorf statt. Der Milchverkauf sichert den Orten Tübingen, Derendingen, Häßlach, Hagelloch, Kilchberg, Lustnau und Weilheim eine zum Theil sehr beträchtliche Einnahme.

Die Schafzucht ist gerade nicht bedeutend und wird theils von Privaten, theils von Orts- oder fremden Schäfern, welche die Schafweiden in Pacht nehmen, getrieben. Die Einnahmen aus dem Schafweidepacht und insbesondere die Pferchnutzung, die mancher Gemeinde eine namhafte Rente sichert, erhalten hauptsächlich noch die Schäfereien, während man an vielen Seiten wegen der nicht unbedeutenden schädlichen Übergriffe der Schäfer die Abschaffung derselben

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_156.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)