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Ursula vier weibliche, die Werke des Friedens vorstellend. Ludwig trägt eine prachtvolle Rüstung, seine Gemahlin reichen Reifrock mit zierlichen Hals und Handkrausen. Außer den marmornen sind sämtliche Denkmäler bemalt; die Grabplatten mit Inschriften versehen, ruhen auf Löwen oder Hirschen, Christophs Gemahlin auf Widdern, die je zu zwei an der Ecke in einem Kopf endigen. Zu Füßen der Männer liegt ein Löwe, zu Füßen der Frauen ein Hündchen.

Ein Theil dieser Bildwerke ward verfertigt von Lienhardt Bomhawer (auch Baumhawer), Bildhauer, Bürger zu Tübingen. Laut seiner Eingabe an den Herzog Ludwig von Württemberg vom Februar 1573 ist er damals „im 13. Jahr häuslich in Tübingen gesessen und in der Zeit seine Nahrung mit seiner Hände Arbeit und der ihm vom Allmächtigen verliehenen Kunst zu suchen bemüht gewesen, wie er denn weil. H. Christophs und H. Eberhards, des H. Ludwigs älteren Bruders, wie auch anderer verstorbener fürstlicher Personen Württembergs Grabsteine gehauen.“

Im Chor sind ferner beerdigt:

Christophs Söhne Maximilian † 1557 und Ulrich † 1558; Johannes Georg Churfürst von Sachsen † 1691; Pfalzgraf a. R. Georg Otto † 1635, dieser hat ein schönes Marmorgrabmal, und Graf Anton Heinrich von Oldenburg † 1617.

Die Kirche ist ferner Grabstätte verschiedener berühmter Männer, wie des Crusius, † 1607, des Jak. Heerbrand, † 1604, des Andr. Osiander, † 1612, des Jak. Andreä, † 1590; dann des Stratiotenführers Georg Samaras (fällt 1519 vor Tübingen), des Hans Ungnad zu Sonnegg, † 1564 u. s. f.

Von den Grabmälern sind die an Kunstwerth bedeutendsten:

Außen an der Südwand der Kirche.

1) Das große, schön vergitterte Renaissancegrabmal des Johann Hochmann, Doktor der Rechte und Professor in Tübingen, Stifter des Hochmanns-Collegium, gest. 24. Juli 1603, und seiner Gattin Maria, geborne Rucker, gest. 1616.

2) Der Grabstein des Melchior Calwer, gest. 24. Februar 1563 und seiner Gattinnen.

3) Der schöne Grabstein des im Alter von 17 Jahren verstorbenen Jakob Kotze, Ritter in Germersleben und Klein-Öschersleben, starb als Student den 10. Oktober 1606. Der Jüngling ist lebensgroß in reicher spanischer Tracht dargestellt.

4) Der Grabstein des Johannes Gockel, eines zur lutherischen Kirche übergegangenen kath. Geistlichen aus Benzingen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_224.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)