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Aale und Forellen. Das Fischrecht hat der Staat, der es seit einigen hundert Jahren an die Familie Mozer in Tübingen um ein mäßiges Pachtgeld verleiht. Die Langholzflößerei auf dem Fluß ist sehr namhaft, jedoch für die Stadt nicht nutzbringend, weil daselbst nicht angehalten wird. Bei starken Regengüssen und raschem Schneeabgang tritt der Neckar zuweilen über sein Bett, wobei er selten großen Schaden anrichtet und die Stadt nicht erreicht. Im gegenwärtigen Jahrhundert waren die höchsten Wasserstände in den Jahren 1807, 1824 und 1851.

Die Ammer fließt auf der entgegengesetzten (nördlichen) Seite der Stadt; von ihr ist in der Nähe des Ammerhofs ein Kanal abgeleitet, der durch den unteren Theil der Stadt führt und sich außerhalb der östlichen Stadtmauer in 2 Arme theilt, von denen einer durch den Durchschnitt am Österberg dem Neckar, der andere dem botanischen Garten entlang wieder der Ammer zugeleitet wird. Wegen des geringen Falls der Ammer bildeten sich in der Nähe der Stadt häufig Sümpfe und Moräste, auch wurde die Stadt selbst durch die Schwellung des Flusses von Überschwemmungen und durch die schädliche Ausdünstung der stehen gebliebenen Altwasser von Krankheiten aller Art heimgesucht, deßhalb entschloß man sich zwischen 1440–1455 den Ammerkanal größtentheils unterirdisch und gewölbt durch den Einschnitt (Graben) am Österberg zu führen (s. oben), um der Ammer einen rascheren Abfluß zu geben und hiedurch die Versumpfungen des Amerthals zu beseitigen. Den Ammerkanal hat die Stadt zu unterhalten. Die eigentliche Ammer fließt in einem Bogen um die Nordseite des Österbergs und mündet bei Lustnau in den Neckar. Die Ammer tritt seltener aus als der Neckar, setzt aber bei größeren Überschwemmungen einen bedeutenden Theil der unteren Stadt unter Wasser, während sie auf dem Felde wenig Schaden anrichtet. Im Jahr 1613 verursachte ein Wolkenbruch eine solche Überschwemmung in der unteren Stadt, daß das Wasser bei dem Ballhaus (jetzt katholische Kirche) mannstief stand. Flößerei kann nicht getrieben werden, dagegen bietet der Ammerkanal den Gewerben, namentlich den Mühlwerken, seine Kräfte. Fische kommen in der Ammer nicht vor.

In die Ammer münden auf der Markung: der Hembach zwischen Ammerhof und Schwärzloch, der Weiherbach 1/4 Stunde westlich von Tübingen und der Käsenbach unterhalb der Stadt; ein Arm geht an der Ziegelhütte ab und mündet bei Lustnau in den Goldersbach.

Die Steinlach, welche am südöstlichen Ende der Stadt mit dem

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_241.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)