Seite:OATuebingen 270.png

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Nach der Errichtung des Collegium illustre wurde dieses Amt gewöhnlich mit dem Ephorus desselben vereint und meistens fungirte der Obervogt auch als Oberrichter beim Hofgericht; 1755 aber hörten die Obervogteien überhaupt auf; der letzte hiesige war Sylvius Friedrich von Franckenberg. – Bei der Gründung der Universität wurde auch festgesetzt, daß der Untervogt „ein litteratus sein sollte“. Diese Stelle dauerte bis 1759. Wie im Lande überhaupt wurden 1759 Oberamtleute bestellt.

Schon im 15. Jahrhundert erhielt T. den Titel der zweiten Haupt- und Residenzstadt; nach der Erbauung Ludwigsburgs aber wurde sie zur dritten gemacht. Nachdem dieser Titel aufgehört hatte, erhielt T. 1811 das Prädikat einer „guten Stadt“.

Eine Münzstätte ist allhier schon von den Pfalzgrafen von T. errichtet worden, wenn man gleich von den bisher bekannten Münzen keine mit Sicherheit hieher weisen kann.[1] Graf Eberhard von Württemberg im Bart ließ 1472 ff. allhie münzen (Binder 40, 43); wegen der für die Universität in der Nähe der St. Georgenkirche nöthigen Neubauten ließ er die Münze von ihrer ursprünglichen Stelle, wo sie der Münzgasse den seither gebliebenen Namen gab, an das Hirschauer Thor (ins jetzige Oberamtsgericht) verlegen. (Eifert 82). Auch in der Kipper- und Wipperzeit des Jahres 1622 wurde allhier geprägt (Binder 98. 416).

Die Stadt führte von jeher das pfalzgräfliche Wappen, eine rothe Kirchenfahne mit 3 unten durch Fransen verzierten Lappen (einem längeren zwischen zwei kürzeren) und 3 Ringen oben, im goldenen Feld; so schon in dem dreieckigen Siegel (Sigillum. civium. de. Tuwingen), das an der Urkunde vom 13. December 1311 hängt. Dieses Siegel wurde noch an den Freiheitsbrief der Universität vom 9. Oktober 1477 gehängt.



  1. Solidi (Schillinge) Tuwingensis monetae 1185 (Wirt. Urk.-Buch 2, 243), solidi Tuingenses 1216 (eb. 3, 35) „mit Tüwingern oder mit Hellern“ 1308 (Schmid Mon. Hohenb. 168), die Müntze (als Bezeichnung der Örtlichkeit in Tübingen) 1343 (Crus. Ann. Suev. 3, 242), Schilling Tüwinger 1388 (Schmid Pfalzgr. Urk. 244, 245) zeugen für wirkliche Tübinger Münzen, nicht blos für Tübinger Währung, wenn auch Fridericus monetarius de Tuingen 1236 (Mone Zeitschr. 3, 117) auf einen blosen Wechsler gedeutet werden wollte.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_270.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)