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folgte, zwei Jahre später als Kanzler zurückberufen wurde, 1839 durch seine Wahl zum Präsidenten der Ständeversammlung seiner Lehrtätigkeit bis 1848 entzogen wurde, aber dann dieselbe wieder aufnahm und bis zu seinem Abgang nach Lübeck im Jahr 1851 fortsetzte. Gleichzeitig (vom Jahr 1829–1862) lehrte auch S. M. Mayer, der sich an die von Schrader vertretene Richtung anschloß und neben den Pandekten besonders auch den Civilproceß vertrat. Professor Georg Bruns in Berlin begann seine akademische Laufbahn in Tübingen, wo er von 1840–49 als Privatdocent und außerordentlicher Professor lehrte; 1859 wurde er dann nach Schraders Pensionirung von Halle aus nach Tübingen berufen, folgte aber schon nach zwei Jahren einem Ruf nach Berlin an L. Fr. Kellers Stelle. Ein anderer ausgezeichneter Lehrer war der im Jahr 1852 von Jena berufene Professor Ed. Fein, welcher namentlich die wissenschaftliche und praktische Seite des römischen Rechts gut zu vereinigen wußte. Leider wurde er bald durch Kränklichkeit in seinem Wirken unterbrochen und gehemmt, und starb im Jahr 1858. Nach Mayers Tode wurde G. W. Wetzell, jetzt Minister des Innern in Mecklenburg-Schwerin, berufen und lehrte mit großem Beifall von 1862–66 in Tübingen. Von den Germanisten ist A. L. Reyscher zu nennen, welcher im Jahr 1829 als Privatdocent und 1834 als ordentlicher Professor angestellt, bis 1851 lehrte. Auf ihn folgte K. Fr. Gerber, jetzt in Leipzig, der von 1851–61 Professor des deutschen Privatrechts und Staatsrechts in Tübingen war und zugleich die Stelle eines Kanzlers der Universität bekleidete. An Reinhold Köstlin und Gustav Geib hatte die Universität zwei bedeutende Kriminalisten, die sowohl durch ihre Vorträge als durch ihre schriftstellerischen Leistungen eine hervorragende Stelle in ihrer Wissenschaft einnahmen. Der erstere begann seine akademische Laufbahn 1839 als Stellvertreter Wächters und starb 1856 nach mehrjähriger Kränklichkeit; Geib wurde 1852 von Zürich berufen und starb 1864.

Die staatswirthschaftliche Fakultät nahm, wie schon erwähnt, einen neuen Aufschwung, seit Rob. Mohl im Jahr 1828 als Ordinarius in dieselbe eingetreten war, und nicht nur durch seine anregenden Vorträge über Staatsrecht, Politik, Polizei und Encyclopädie der Staatswissenschaften das Studium der betreffenden Fächer hob, sondern auch durch seine unermüdlichen Bemühungen für eine zweckmäßige Vervollständigung des Lehrerpersonals die Leistungsfähigkeit der gesamten Fakultät erhöhte. Es wurden auf seinen Betrieb mehrere jüngere Männer angestellt: Schütz, Hoffmann, Fallati, Knaus, Volz,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_300.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)