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hier einsprach, that sich T. hervor im Jahr 1514 durch treue Anhänglichkeit an den Herzog bei der Unterdrückung des Bauernaufstandes, des sog. armen Konrads; aus letzterem Anlaß wurde allhier am 8. Juli 1514 der Tübinger Vertrag, die Grundlage der württembergischen Verfassung, geschlossen.

Nach der Vertreibung des Herzogs im Jahr 1519 erlitt T. abermals eine Belagerung durch den schwäbischen Bund; diesem ergab sich die Stadt gleich auf das Anrücken seines Heeres am 21. April, die Burg selbst, von 63 Edelleuten und nahezu 400 Männern nur kurz vertheidigt, am folgenden 25. (Näheres bei Roth, Beiträge zur Gesch. der Univ. T. T. 1867. 4°).

Mit Württemberg überhaupt wurde T., so feierlich auch das ganze Amt dem Prinzen Christoph, Sohn des vertriebenen Herzogs, zugesagt gewesen war, im Jahr 1520 dem K. Karl V. zugestellt, von diesem aber 1522 seinem Bruder Erzherzog Ferdinand überlassen. Als Herzog von Württemberg weilte Ferdinand allhier vom 16. Aug. bis 1. Sept. und vom 7. Sept. bis 19. Nov. 1525, vom 17. März bis 8. April, vom 17. April bis 3. Mai 1526 (s. oben) Während des in seine Zeit fallenden Bauernkriegs stund der siegreiche Truchseß Georg von Waldburg am 4. Mai 1525 zwischen Tübingen und Rottenburg beim Wurmlinger Berge.

Nach der Wiederkunft Herzog Ulrichs im Mai 1534 genügten am 18. d. M. diesem bei Lustnau gelagerten Herzoge 10 Schüsse, um den österreichischen Obervogt Hans Eberhard von Ow zu bewegen, daß er das Schloß, gegen freien Abzug der Besatzung, am folgenden Tage übergab. (v. Martens 244).

In dem für ihn so unglücklichen Schmalkaldischen Kriege, in welchen der Herzog noch verwickelt wurde, unterwarf sich die Stadt Tübingen mit dem Amte den 6. Jan. 1547 dem Kaiser; das Schloß aber widerstand der dreimaligen Aufforderung und wurde durch den Obervogt Herter und den Schloßvogt Schilling dem Herzog erhalten. Letzterer wurde am folgenden 8. Januar von dem Kaiser wieder zu Gnaden aufgenommen, wiewohl unter herben Bedingungen. Die Befreiung Tübingens von dem Besuch spanischen Kriegsvolks war das Verdienst des Prof. der Rechte Nic. Varenbüler und des Tübinger Rathsherrn Joh. Stammler, welche deßhalb 1548 nach Augsburg zu K. Karl V. geschickt wurden.

Im 30jährigen Kriege, in welchem alle Drangsale desselben an wiederholtem Truppendurchzug, Einlagerung, Kriegssteuer, Raub, Plünderung und Seuchen hereinbrachen, zog Seitens der Kaiserlichen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_314.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)