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als dieser mit 300 Pferden bei Lustnau sich aufgestellt hatte, sich verdient machte; letzterer rückte nicht in T. selbst ein.

Im spanischen Erbfolgekrieg litt T. vielfach durch Einlagerungen und Kontributionen (1703. 1704. 1707).

In den französischen Revolutionskriegen lag hier und in der Umgebung im Anfang des Jahres 1795 eine Abtheilung des Condé’schen Corps. Vom 23.–25. Juli 1796 dagegen hausten in T. Franzosen unter General Vandamme, welche durch angedrohte Plünderung viel Geld erpreßten. Am 13. Sept. 1796 war Erzherzog Karl innerhalb der Stadtmauern, den 20. März 1799 schon wieder Vandamme, hingegen am 10. Sept. d. J. nochmals Erzherzog Karl.

Das bunteste Völkergewühle an österreichischen und russischen Kriegern bewegte sich in T. von 1813–1814, worauf Haufen gefangener Franzosen folgten.

Brandunglück erlitt die Stadt den 9. Juli 1280 (150 Gebäude nach freilich nicht gleichzeitigen Angaben eingeäschert), den 15. Jan. 1534, wo die Sapienz (das Universitätshaus), und die mathematische Bibliothek und das astronomische Kabinet des berühmten Professors Stöffler verbrannten, den 21. Sept. 1540, wo 69 Häuser in Rauch aufgingen, den 24. Okt. 1742, wo die Spitalscheuer mit großem Fruchtvorrath und 9 Häuser vom Feuer verzehrt wurden, ferner am 4. Aug. 1771, wo 15 Häuser und 5 Nebengebäude in 4 Stunden in Asche lagen, endlich, wie oben umständlicher erwähnt, vom 9. bis 10. Sept. 1789, als in der sog. Ploucquetei ausgebrochene Flammen 45 Häuser und 5 Scheunen in Schutt legten.

Seuchen suchten die Stadt heim im J. 1482, wo sie, gepaart mit Hungersnoth, 1383 Menschen wegrafften, im Jahr 1502, im Jahr 1520, wo die Universität nach Rottenburg übersiedelte, im Jahr 1529, wo letztere theils in das Schloß zu Neuenbürg, theils in das Kloster Blaubeuren verlegt wurde, im Jahr 1541, im Jahr 1554, wo das Hofgericht nach Sindelfingen, die Universität nach Herrenberg und Calw flüchtete, im Jahr 1566, wo die Universität nach Eßlingen zog, im Jahr 1571, wo vom August bis November 920 Menschen starben und die Universität abermals nach Eßlingen wanderte, im Jahr 1577, wo deßhalb das Universitäts-Jubiläum nicht zur rechten Zeit gefeiert werden konnte, im Jahr 1594, wo die Universität theils nach Calw theils nach Herrenberg entwich, im Jahr 1609–11, wo sie (1610) dasselbe that und 2668 Menschen in Stadt und Amt starben, 1635–36, wo in Jahresfrist in Tübingen allein 1485

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_316.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)