Seite:OATuebingen 317.png

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Menschen hinweggerafft wurden. Die Heeresdurchzüge 1813–14 brachten den Typhus, welcher viele Menschenopfer forderte.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Ammern, (insgemein Ammerhof), K. Hofdomäne; der sehr ansehnliche Hof hat 3/4 Stunden westlich von Tübingen eine freundliche, etwas abgeschiedene Lage auf einem gegen das Ammerthal sanft geneigten, wohlgerundeten Ausläufer des südlich vom Hof sich erhebenden, bewaldeten Ammerbergs (Spitzbergs). Die Erhebung über das Meer beträgt 1236′ und die über das Ammerthal 38′. Ungeachtet dieser unbedeutenden Erhebung über die Thalebene gestattet dennoch der Ort eine sehr freundliche Aussicht in das nahe gelegene Ammerthal und diesem entlang, einerseits nach Tübingen, andererseits über das sog. Gäu, von dem die Orte Jesingen, Poltringen, Pfäffingen, das hochgelegene Sindlingen etc. sichtbar sind. Besonders schön aber ist der Blick an die Wurmlinger Kapelle, die von dem kegelförmigen, an dem westlichen Ende des Ammerbergs sich frei erhebenden Kapellenberg so lieblich herunter winkt.

Der Hof selbst besteht aus mehreren, von einer alten Mauer umschlossenen Gebäuden und zwar: aus dem dreistockigen, im einfachen städtischen Stil erbauten Wohngebäude, dessen unteres Stockwerk Gesindewohnungen, Kammern, die Küche etc. enthält, im mittleren Stockwerk ist die Wohnung des Pächters und im oberen sind vier Zimmer für Seine Majestät den König Karl, der hier der angenehmen und stillen Lage wegen gerne verweilt, ansprechend eingerichtet. Gegen Osten steht das neue und gegen Süden das alte Ökonomiegebäude; gegen Nordwesten und Westen stehen die Kirche, das Wasch- und Backhaus. Sämtliche Gebäude umschließen einen ansehnlichen Hofraum, in dessen Mitte ein laufender- und ein Pumpbrunnen hinreichend Wasser liefern. Der laufende Brunnen wird mittelst eines Druckwerks vom Ammerthal herauf gespeist; das Wasser ist gut, das des Pumpbrunnens soll jedoch noch besser und frischer sein. Außerhalb des geschlossenen umfriedigten Gebäudekomplexes stehen die beiden ehemaligen Lehengebäude und ein Schafhaus.

Die im Rococcostil erbaute Kirche trägt auf dem östlichen Giebel ein kleines Thürmchen (Dachreiter); das Innere der Kirche, welches nunmehr als Scheune benützt wird, enthält an der flachen Decke ein Freskogemälde, die Kreuzigung des heil. Andreas darstellend. Die Kirche ist, wie auch die übrigen Gebäude, Eigenthum der K. Hofdomänenkammer. An die Kirche grenzt ein freundlich angelegter

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_317.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)