Seite:OATuebingen 332.png

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Grabplatten aus der letzten katholischen und dann der evangelischen Zeit; an den Wänden und Pfeilern umher hängen die Epitaphien verstorbener evangelischer Prälaten. (Eb. Bidembach † 1597. Joh. Stecher † 1611. Jak. Hailbronner † 1618. Joh. Cunrad Zeller † 1683. Joh. Andr. Hochstetter † 1720. Christian Hochstetter † 1725. Friedrich Stockmayer † 1749).

Am Eingang in den Chor links steht die Grabplatte des Abtes Johann von Fridingen († 1534); er ist in flachem Relief lebensgroß dargestellt, hat in der linken Hand ein Buch woraus er liest, in der rechten den Abtstab. Über dem Portale, das vom Schiff in den Kreuzgang führt, ist bemerkenswert das gut gemalte Epitaphium des 1527 am 7. Januar gestorbenen Wendel von Hailfingen, des letzten seines Geschlechtes. Der Ritter kniet vor dem dornengekrönten Christus. Das prachtvolle Maßwerk des großen Chorfensters ist noch mit trefflichen gemalten Scheiben, die mit dem Fenster selbst gefertigt wurden, erfüllt; es sind immer wechselnde natürliche Pflanzen, Rosen, Reben, Disteln u. s. w. Die in der Mittelrosette befindlichen Wappen, das von Tübingen, Württemberg, Mömpelgard, Cisterz sind, was ihre Behandlung, sowie auch die sie umgebenden Rauten beweisen, später eingesetzt. Das ganze Fenster hatte einst gemalte Scheiben und muß, da die hinteren Kreuzarme früher nur durch wenige schmale Rundbogenfenster Licht bekamen, dem Eintretenden durch die tiefe dämmernde Halle hindurch einst zauberhaft entgegen geleuchtet haben.

Auf dem Glockenthurm hängen vier Glocken. Die kleinste ohne Inschrift; zwei mit den Evangelistennamen, die eine hievon mit frühgothischen Majuskeln und mit dem Beisatz: o rex glorie christe veni cum pace, die andere mit spätgothischer Schrift; die vierte aus dem Jahr 1625 von Nicolaus von Campen zu Stuttgart gegossen, mußte 1864 als zersprungen umgegossen werden.

An die alte Ostwand des südlichen Querschiffes stößt jetzt statt der alten romanischen Doppelkapelle die im spätgothischen Geschmack erbaute Sakristei; sie wird von zwei Netzgewölben überspannt, deren Schlußsteine das Wappen von Tübingen und das des Sebastian Lutz, des letzten Abtes von Bebenhausen zeigen; in einem ihrer rechteckigen Sprossenfenster sind zwei schöne Glasgemälde eingesetzt, die Wappen der Äbte Johann von Fridingen 1493–1534 und Sebastian Lutz, dieses mit der Unterschrift: Sebastianus Lutz Abt zu Bebenhausen und Denenbach 1550.

An die Südwand desselben Kreuzarmes schließt sich eine weitere Kapelle, nach Crusius die Sakristei, von Klunzinger die Todtenkapelle

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_332.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)