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sich mit gewöhnlichen Kernobstsorten und ziemlich viel Zwetschgen beschäftigt, nicht einmal das örtliche Bedürfniß befriedigt.

An Waldungen besitzt die Gemeinde 640 Morgen, deren jährlicher Ertrag zu 145 Klaftern und 2500 Stück Wellen angegeben wird; hievon erhält jeder Bürger 1 Klafter und 50 St. Wellen, überdieß fließt noch der Erlös aus dem verkauften Holz mit 17 bis 1900 fl. in die Gemeindekasse.

Allmanden sind 75 Morgen vorhanden, die den Ortsbürgern gegen je 24 kr. Allmandzins zur Benützung überlassen werden, auch besitzt die Gemeinde 100 Morgen Güter, aus denen sie 3–400 fl. jährlich Pachtgelder bezieht.

Die Rindviehzucht, welche sich mit einer Kreuzung von Simmenthaler- und Neckarschlag beschäftigt, ist gut, und wird durch 3 Farren (2 Simmenthaler und einen vom Neckarschlag) immer zu verbessern gesucht. Der Handel mit Vieh ist unbedeutend, dagegen bringt der Milchverkauf nach Tübingen jährlich 15–1800 fl. in den Ort.

Eigentliche Schweinezucht wird wenig getrieben; die Ferkel (englische, halbenglische und Landrace) werden meist auf dem Tübinger Markt gekauft und theils für den eigenen Bedarf, größtentheils aber zum Verkauf an Tübinger Metzger aufgemästet.

Die Zucht des Geflügels und der Bienen ist von keinem Belang.

Eine von Rottenburg herkommende Römerstraße führt durch den Ort; von ihr geht in der Nähe der Kirche ein Römerweg gegen Bläsiberg ab. Auf den Äckern hinter der Kirche findet man Spuren von römischen Gebäuden.

Im südwestlichen Theil des Orts kommt die Benennung Käpele vor, was auf eine abgegangene Kapelle hindeutet.

In D. (Tarodingen 12 Jh., Täredingen 1282) kreuzte sich einerseits die gräflich Achalm-Urachische, andererseits die gräflich- (pfalzgräflich-) Tübingische Oberherrlichkeit. Aus den milden Händen dieser Familien, beziehungsweise der hier begüterten Dienstmannen derselben, setzte sich das Kloster Zwiefalten in namhaften Besitz, in einigen auch das Kloster Bebenhausen. Graf Liutold von Achalm vergabte um 1089 zur Verköstigung der Zwiefalter Mönche die Hälfte des Orts samt aller Gerechtigkeit über diese Hälfte, dabei 12 Huben besten Baulandes, ferner Wiesen, Wälder, zwei Mühlen, Zehntantheil, Hörige und die Hälfte der Kirche. (Ortlieb – schrieb um 1140 – bei Pertz Script. 10, 73, Berthold eb. 10, 98.) Auch sein Dienstmann Ernst, welcher sich in Zwiefalten als Mönch einkleiden

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_355.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)