Seite:OATuebingen 357.png

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blieb im Besitz des Nominationsrechtes in beiden Orten, bis dieses im gegenwärtigen Jahrhundert an die Krone kam. (Eifert 67).

Zu der Gemeinde gehören:

Bläsiberg 1/2 Stunde südöstlich vom Mutterort und 3/4 Stunden südlich von Tübingen gelegen.

Wenn man von Derendingen oder Tübingen das Steinlachthal hinaufpilgert, so erscheint links an den waldigen Thalgehängen beinahe frei vortretend ein schön gerundeter Hügel, auf dessen Stirne sich ein einfaches dreistockiges Steinhaus erhebt; der untere Stock des Gebäudes stammt aus spätgothischer Zeit, was seine geraden Sprossenfenster und ein Gurtgesimse an der Westseite beweisen. Ein Theil der Blasius-Kapelle, welche früher hier gestanden hatte, wurde zur Erbauung des Schlosses benützt, wofür ein an der Westseite des Gebäudes eingemauerter Rundbogen spricht. An dieser Seite des Schlosses dehnt sich ein großer geschmackvoll angelegter Garten und an der Ostseite liegt ein geräumiger Hof mit Brunnen und einigen Ökonomiegebäuden. Garten und Hof sind mit einer Mauer umfriedigt. Die Aussicht von dem Garten und noch mehr von dem Schloß ist äußerst ansprechend, das Auge schweift hier über das anmuthige Steinlachthal hinweg an die jenseitigen Höhen, auf denen aus üppigen Waldungen das Schloß Cresbach hervorschaut und im ferneren Hintergrunde erhebt sich majestätisch der Hohenzollern.

Das zu Bläsiberg gehörige Gut umfaßt 125 Morgen, von denen 20 Morgen Wiesen, 12 Morgen beständige Weiden, 2 Mrg. Hopfenland, 12 Morgen Luzerne und 79 Morgen Ackerfeld sind; es ist an den Professor der Forst- und Landwirthschaft, Dr. Weber in Tübingen, verpachtet, der es auf das musterhafteste bewirthschaftet, weßhalb wir hier eine ausführlichere Beschreibung des wirthschaftlichen Betriebs geben. Von den 79 Morgen Ackerfeld werden 15 Morgen der geringsten Felder als Weidewirthschaft in folgender Fruchtfolge behandelt: 1) Brache, 2) Wintergetreide, 3) Kleegras zum Mähen, 4) Kleegrasweide und 5) Haber. Durch diese Weidewirthschaft in Verbindung mit 12 Morgen beständigen Weiden, nebst der Stoppelweide und der Herbstweide auf den Wiesen, wurde es ermöglicht, auf dem Gute einen kleinen Schäfereibetrieb (100–120 Stücke Bastarde) einzuführen, welcher sich durch die Pferchdüngung für die Ertragsfähigkeit des Gutes sehr bewährt. Die Schafweide selbst ist verpachtet. Die übrigen 64 Morgen des Ackerfeldes werden in siebenschlägiger Fruchtwechselwirthschaft, übrigens nicht strenge in der Reihenfolge der Gewächse, behandelt, die ursprüngliche Reihenfolge

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_357.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)