Seite:OATuebingen 392.png

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Triumphbogen ist alt und spitzbogig. Der Altar dient zugleich als Taufstein, der ursprüngliche gothische liegt an der westlichen Wand; eine Orgel soll demnächst angeschafft werden. Die kleine hölzerne Sakristei ist südlich angebaut. Der starke dreistockige Thurm, ein alter Wartthurm, zeigt gothische Gurtgesimse, große rundbogige Schallfenster und wird von zwei Staffelgiebeln bekrönt; von seinen Glocken ist die größere gegossen von G. G. Neubert in Ludwigsburg 1827 und schön verziert mit Rosen- und Rebengewinden, die andere Glocke ist klein und sehr alt, ihre Umschrift besteht aus unleserlichen gothischen Majuskeln. Die Baulast der Kirche hat die Gemeinde. Der 1837 angelegte ummauerte Begräbnißplatz liegt außerhalb südwestlich des Orts. Im gleichen Jahre wurde ein Schul- und Rathhaus errichtet, es enthält die Gelasse für den Gemeinderath, ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

Ein Armenhaus besteht.

Früher befand sich in der Mitte des Dorfes auf einem Hügelchen eine Burg, man sieht von ihr noch einige Mauern, worauf jetzt kleine Bauernhäuser stehen, und Spuren des Grabens.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 2 laufende und 4 Pumpbrunnen; ersteren wird das Wasser in hölzernen Deucheln zugeleitet; außerhalb des Ortes sind viele Quellen, wovon die bedeutendste der sog. Buzenbainkbrunn; dann fließen über die Markung der Lindenbach und der Lumpenbach.

Die Staatsstraße von Tübingen nach Reutlingen und die Vicinalstraße von Mähringen nach Kusterdingen führen hier durch. Über den Lindenbach geht im Ort eine steinerne Brücke oberhalb, eine hölzerne und ein hölzerner Steg unterhalb der Wette; ferner führt über den Lumpenbach ein Steg und beim Übergang der Staatsstraße eine hölzerne Brücke, welch letztere der Staat zu unterhalten hat.

Die Einwohner sind kräftige großgewachsene Leute, die sich in ihrer kleidsamen Volkstracht recht gut ausnehmen; man trifft bei ihnen im allgemeinen Ordnungsliebe und vielen Fleiß.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht; überdieß sichern die Liaskalksteinbrüche, die allenthalben auf der Markung angelegt werden können und die ganze Umgegend mit Pflastersteinen versehen, eine namhafte Einnahme.

Von den Gewerben setzt nur die Linnenspinnerei von ihren Erzeugnissen nach außen ab; zwei Schildwirthschaften und zwei Kramläden bestehen.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittleren, es herrscht

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 392. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_392.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)