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An Stiftungen sind 13.000 fl. vorhanden, worunter 12.000 fl. von dem leztverstorbenen Freiherrn Wilhelm v. Tessin gestiftet wurden, die Zinse aus der v. Tessinschen Stiftung werden theils für die Industrieschule, theils zur Unterstützung alter gebrechlicher Leute, zu Lehrgeldern für arme Bürgerssöhne und Töchter etc. verwendet. Von den Zinsen der übrigen 1000 fl. wird Brod angeschafft und jedem Hausarmen jeden Monat 8 Pfund Brod abgereicht.

Eine von Rottenburg herkommende, zum Theil noch leicht erkenntliche Römerstraße führt über die Markung und durch den südlichen Theil des Orts.

Die westlich vom Ort an der Römerstraße gelegenen Kapelesäcker haben vermuthlich von einer hier gestandenen Kapelle ihren Namen erhalten. Östlich von Kilchberg, ebenfalls an der Römerstraße, kommt der Flurname „Kästle“ vor, der vielleicht seinen Ursprung einem hier gestandenen Kastell zu verdanken hat.

Eine 1/4 Stunde südöstlich vom Ort stand einst eine alte Kapelle, die Stelle heißt das Kirchle. Crusius sagt 11. S. 248: Als Rudolf von Ehingen (1463–1538) auf eine Zeit gegen Eck zuging, kam ihm in seinem Wald bei Kilchberg ein Hirsch entgegen, der in seinem Fleisch eine wunderbare Figur eines Krucifixes hatte, worauf er eine Kapelle samt einem Häuslein von Ordensbrüdern allda zur Ehre Christi erbauet.

In K. saßen Vasallen der Tübinger Pfalzgrafen. Von solchem Ortsadel kommt 1236 erstmals vor Heinricus de Kirchperc als Zeuge Graf Wilhelms von Tübingen (Mone Zeitschrift 3, 117). Spätere Ortsherren, vielleicht Abkömmlinge dieses Heinrichs, führen den Zunamen Lescher. Es erscheinen Fridericus Lescherarius als Zeuge Graf Rudolfs von Tübingen 1261, Heinricus dictus Lescher als Bürge Graf Gottfrieds von Tübingen 1302 und mit dem ausdrücklichen Zusatz „von K.“ als Zeuge bei demselben Grafen. Im Jahre 1342 werden genannt Clara die Lescherin mit zwei Söhnen, Rüdiger und Kunz. Das Wappen ist ein steigender Halbmond mit einem Sterne innen und zwei Sternen unten. (Alles nach Schmid Pfalzgr. Urk. 43. 112. 206, Text 322. 400).

Konrad Rüdigers Sohn versprach 1389 für seine Befreiung aus der württembergischen Gefangenschaft nicht mehr gegen Württemberg zu sein und trug 1/8 hiesiger Vogtei und Güter zu Lehen auf. Derselbe wurde am 7. März 1393 von dem Grafen Eberhard von Württemberg mit 30 Morgen Ackers und 8 Mannsmahd Wiesen zu K. und 8 Morgen Weingarten am Spitzberg gelegen belehnt (Schmid

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_406.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)