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Hertzog zu württemberg. vormundt vnd Administrator 1632. In der Nordwand des Chors sieht man das sehr hübsche Grabsteinchen eines sieben Wochen alten Kindes eingesetzt; es ist in zierlichem Röckchen und Häubchen, die Hände faltend dargestellt und starb den 4. Mai 1651. Auf dem Boden des Chores erhielten sich einige alte Fliese. Von den drei Glocken ist die größte sehr alt und mit den Namen der vier Evangelisten umschrieben; auf der mittleren steht: Anno 1686 Soli Deo gloria; um die dritte Glocke geht oben ein sehr schönes Band aus Fischchen und Lilien und die Umschrift: Peter und Johannes die Rosier haben mich gegossen anno 1696; darunter steht: Gott allein die Ehr. M. Ernestus Conradus Reinhardt und Johannes Harprecht Vogt; ferner ein Relief, Christus am Kreuz, und das Wappen der Rosier, Rosen und darauf eine Glocke.

Die Baulast der Kirche ruht aus der Stiftungspflege, die des Thurmes auf der Gemeinde.

Im Jahr 1859 wurde der neue Begräbnißplatz nordöstlich vom Ort angelegt.

Das sehr freundliche zweistockige Pfarrhaus mit hübschem Garten, wohlgeschlossenem Hofe und reizender Aussicht in das Neckarthal hat der Staat zu unterhalten. Östlich von der Kirche liegt hoch und gesund das große dreistockige 1789 erbaute Schulhaus, welches drei Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die des Unterlehrers enthält.

Das sehr schön gelegene Rathhaus mit herrlicher Aussicht in das Neckarthal ward 1824 an der Stelle des früheren erbaut; im Rathszimmer bewahrt es zwei alte Glasgemälde: 1) das Württembergische Wappen mit der Unterschrift: Fides Spes. Von Gottes Gnaden Eberhart Hertzog zu Württemberg vnd Deckh Graue zu Mimppellgart Herr zu Heydenheim etc. 1653. 2) Ein Wappen, im Schild eine Schlange, auf dem Helm eine Taube zwischen zwei Büffelhörnern; unter dem Wappen steht: Johannes Bab der Zeit Bebenhaußischer Ambtschreiber zu Lustnaw 1653; über dem Wappen: Gott lieben ist besser denn alles wissen.

Das Schloß der Herrn von Lustnau stand am südwestlichen Ende des Ortes unfern der Mühle in der Thalebene beim Einflusse des Goldersbaches in die Ammer.

Diese genannte Mühle, ein hübsches alterthümliches Haus, trägt die Inschrift:

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 426. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_426.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)