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Rechte in Tübingen, württembergischer Regierungsrath 1709, nach manchem Ämterwechsel in verschiedenen Staaten herzoglich-braunschweigischer Geheimerrath 1730, gest. in Wien als fürstlich Lichtensteinischer Geheimerrath 1735. K. Karl VI. erhob ihn in den Adelstand als Harpprecht von Harpprechtstein.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Weinbau, Obstbau und Viehzucht; sodann finden sich Liaskalksteinbrüche, die gutes Straßenmaterial liefern, eine Lehmgrube und Kiesbänke am Neckar.

Unter den Gewerbetreibenden sind Maurer und Zimmerleute zahlreich vertreten und arbeiten auch nach außen; drei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, die namhafte Geschäfte macht; zwei Kaufläden und ein Kramladen bestehen.

Dann befindet sich hier eine Ziegelhütte mit Drainirrohrfabrikation und eine Mühle mit drei Mahl- und einem Gerbgange.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den mittleren; der begütertste Bürger besitzt 40, der Mittelmann 12–15 und die ärmere Klasse 1–31/2 Morgen; einige haben gar kein Grundeigenthum. Hiesige Bürger besitzen etwa 20 Morgen auf Pfrondorfer Markung, dagegen haben Bürger von Kirchentellinsfurth und Kusterdingen Weinberge und Wiesen auf hiesiger Markung.

Die ziemlich große, wenig arrondirte Markung, von der ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, hat mit Ausnahme der Gehänge gegen die Thäler des Neckars, der Ammer, des Goldersbachs und des Kirnbachs, eine ziemlich ebene, – in dem Ammerthale und in dem 1/4 Stunde breiten Neckarthale aber eine ganz ebene Lage. Die klimatischen Verhältnisse sind im allgemeinen günstig, indessen schaden Frühlingsfröste und kalte, aus den Thälern aufsteigende Nebel nicht selten den feineren Gewächsen, wie auch der Trauben- und Obstblüthe. Aus dem von Norden herziehenden Bebenhauser Thal kommt häufig eine auffallend kalte Luftströmung.

Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar und besteht auf der Anhöhe gegen Pfrondorf aus Lehm, dem in unbedeutender Tiefe der Liaskalk als Unterlage dient; an den Gehängen erscheinen die Zersetzungen des Keupers, die theils für den Weinbau, größtentheils aber für den Waldbau benützt werden. Auf der Formationsgrenze zwischen Lias und Keuper tritt ein thoniger, nicht durchlassender Boden auf und im Neckarthal herrscht ein sandiger Lehm vor. Den Boden sucht man durch gute Düngung, namentlich auch mittelst fleißig gesammelter Jauche, zu verbessern.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Brabanter und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_428.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)