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ferner Christus und die Ehebrecherin, Bilder mit großen, figurenreichen Gruppen. Der starke, von einem Satteldach bekrönte Thurm hat im untern Geschoß gegen Süden ein frühgothisches Fenster, weiter hinauf nur Schießscharten und im neueren Glockenhause rundbogige Schallfenster. Von seinen drei Glocken hängt eine kleine auf dem Dache, von den beiden andern hat die große als Umschrift die Namen der vier Evangelisten in spätgothischen Minuskeln; die kleinere ist noch sehr frühgothisch, zeigt in Vierblattumrahmungen die sehr alterthümlichen Reliefs der vier Evangelisten und ihre Namen in verschlungenen lateinischen Majuskeln. Die Baulast der Kirche ruht auf der Gemeinde, sowie auf den zwei Filialen Immenhausen und Jettenburg.

Der neue Begräbnißplatz, seit 1835 angelegt, liegt außerhalb des Ortes; früher mußten Wankheim, Kusterdingen und Ohmenhausen, sowie die Filiale Immenhausen und Jettenburg ihre Todten nach Mähringen bestatten.

Das sehr alte Pfarrhaus steht südlich von der Kirche und ist mit einer Mauer umfriedigt, die zugleich einen Hofraum und schönen Garten umschließt; bei seiner Unterhaltung hat für die Heiligenpflege der Staat die subsidäre Baulast.

Das 1811 erbaute Schulhaus enthält auch die Wohnung des Schulmeisters.

Das freundliche Rathhaus ward 1834 erbaut und enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath ein Schulzimmer und die Wohnung des Unterlehrers, sowie die Backküche.

Ein Armenhaus ist vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 5 in hölzernen Deucheln hergeleitete laufende und 11 Pumpbrunnen. Der Lumpenbach entspringt im Ort; sonst hat die Markung keine Quellen. Westlich vom Ort liegt eine Wette; früher war in seinem südlichen Theile ein großer Weiher, der den Burggraben speiste, nun trocken gelegt ist und als Wiesengrund benützt wird.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Wankheim, Immenhausen, Jettenburg und Ohmenhausen.

Die Einwohner sind ein sehr schöner Menschenschlag, blond und blauäugig, kräftig, groß und ohne Gebrechen, und erreichen ein hohes Alter, gegenwärtig sind 3 über 80 Jahre alte Personen im Dorfe; auch der Charakter der Einwohner ist lobenswerth, sie sind fleißig, betriebsam und sparsam und gehen gerne zur Kirche. Ihre schöne ländliche Volkstracht haben sie zum Glücke beibehalten.

Erwerbsquellen sind vornehmlich Feldbau und Viehzucht.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 434. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_434.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)