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Von seinen drei Glocken hat die größte als Umschrift die Namen der vier Evangelisten in gothischen Minuskeln und die Jahreszahl 1493, die mittlere trägt dieselbe Umschrift und die Jahreszahl 1483; die dritte: 1809 gegossen Franz Kurz in Reutlingen. Außen an der Kirche stehen alte, zum Theil dreihundertjährige Grabdenkmale. Die Baulast ruht auf der Stiftungspflege; Orgel und Glocken hat die Gemeinde zu unterhalten.

Der neue Begräbnißplatz ward 1864 außerhalb des Ortes angelegt.

Zunächst der Kirche hat das von den Spitälern Nürtingen und Urach zu unterhaltende Pfarrhaus eine herrliche freie Lage mit prachtvoller Aussicht; die starken Mauern seines ersten Stockes rühren von einem alten Schlosse her und zeigen noch Schießscharten.

Das schon alte, im Jahr 1836 gründlich erneuerte Rathhaus befindet sich in gutem Zustande.

Das stattliche Schulhaus enthält zwei große, helle Lehrzimmer und die angenehme Wohnung des Schulmeisters; die Gemeinde beabsichtigt im Jahr 1868 ein zweites Schulhaus für einen weiteren Schulmeister zu bauen.

Eine Kelter mit zwei Bäumen; zwei Armenhäuser und ein großer Schafstall bestehen.

Ein uraltes hohes Haus führt den Namen „der Spital,“ aus welchem Grunde weiß man nicht; sodann war das jetzige Gasthaus zum Lamm früher ein Schlößchen, wie seine reichere Bauart noch jetzt verräth. An seinem steinernen ersten Stock ist gegen den Hof hin eingemeißelt: Anno D. 1623. Diser Bau stet in Gottes Hand Und ist zum braiten Stain genannt; der zweite mit hübschem Holzwerk verzierte Stock zeigt noch Reste von Bemalung und einige Inschriften (Sprüche).

Sehr gutes Trinkwasser liefern hinreichend drei laufende und drei Ziehbrunnen; das Wasser zu zwei der laufenden Brunnen wird in hölzernen Deucheln weit hergeleitet, der dritte, eine ausgezeichnet reiche und gute Quelle, entspringt im Orte selbst und wurde erst vor einigen Jahren aus dem Sandsteinfelsen, worauf das Dorf ruht, ergraben.

Auch außerhalb des Ortes lassen sich mit Leichtigkeit Brunnen graben, überdieß fließt der Häringswiesenbach und der Merzenbach über die Markung und an ihrem Saume strömt der Neckar hin, der zuweilen das Thal überschwemmt und Schaden anrichtet. Eine Wette ist vorhanden.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 453. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_453.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)