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Von den Cerealien baut man vorzugsweise Dinkel und Gerste; letztere geräth vorzüglich. Die häufigsten Brachgewächse sind hier Kartoffeln, dreiblättriger Klee, Wicken, Kraut, Reps, Mohn, Hanf und Flachs; die beiden letzteren kommen häufig nach außen zum Verkauf, ebenso wird ziemlich viel Getreide auf der Schranne in Reutlingen abgesetzt.

Der Wiesenbau ist beträchtlich und liefert insbesondere im Neckarthal ein sehr gutes Futter.

Der früher ausgedehntere Weinbau ist nicht mehr bedeutend; man zieht vorherrschend Sylvaner, Klevner und nur wenig mehr Müllertrauben; das Erzeugniß, das theilweise in benachbarte Dörfer abgesetzt wird, ist mittelgut und wurde im Jahr 1865 mit 72 fl. per Eimer bezahlt.

Der sehr ausgedehnte Obstbau beschäftigt sich hauptsächlich mit den gewöhnlichen Mostsorten und etwas Zwetschgen; der Obstertrag wird gemostet, gedörrt, gebrannt und in günstigen Jahren in großer Menge nach außen verkauft.

Der Holzertrag aus den Gemeindewaldungen wird verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Rente von etwa 800 fl. sichert.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden und nur die Stoppelweide wird gegenwärtig um 175 fl. jährlich an Ortsbürger, welche vom 1. März bis Georgi 200, nach der Ernte 300 und von Martini bis zum neuen Jahr 500 Stück Bastardschafe laufen lassen, verpachtet. Die Überwinterung der Schafe geschieht im Ort und die Wolle wird nach Metzingen und Reutlingen abgesetzt. Die Pferchnutzung trägt der Gemeinde 400 fl. ein.

Die Gemeinde besitzt überdieß einige Güterstücke, aus denen sie ein jährliches Pachtgeld von etwa 1000 fl. bezieht; überdieß sind ergiebige Allmanden vorhanden, welche den Ortsbürgern unentgeltlich zur Benutzung überlassen werden.

Die Rindviehzucht wird ziemlich gut getrieben; sie beschäftigt sich mit verschiedenen Racen, die durch zwei Farren (Kreuzung von Simmenthaler und Neckarschlag) nachgezüchtet werden. Der Handel mit Vieh ist nicht bedeutend.

Von Belang ist die Schweinezucht (halbenglische Race), welche einen namhaften Verkauf an Ferkeln und gemästeten Schweinen zuläßt; ins Haus werden nur wenige geschlachtet.

Geflügel wird für den eigenen Bedarf und zum Verkauf nach Stuttgart gezogen.

Die Bienenzucht ist unbedeutend.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 455. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_455.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)