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Mehrere Stiftungen, im Betrag von 373 fl., sind vorhanden, von deren Zinsen Brod für Arme und Bücher für Schulkinder angeschafft werden.

Eine ehemalige Römerstraße führt unter der Benennung Heerweg durch den westlichen Theil der Markung in der Richtung gegen Gniebel; etwa 600 Schritte östlich von dieser Straße stand auch der abgegangene Ort Bütensülz (s. unten).

In dem nördlich dieser Stelle gelegenen Reisachwald sieht man noch deutliche Spuren von ehemaligen 30′ breiten Ackerbeeten.

In dem 1/4 Stunde nordöstlich vom Ort gelegenen Schelmenwald stand eine Burg, von der noch Überreste des Burggrabens und der Kellergewölbe vorhanden sind.

Auf dem sog. Käpele, 1/4 Stunde nördlich von Pliezhausen, soll eine Kapelle gestanden sein.

Über das Geschichtliche ist die Beschreibung des Oberamts Urach, zu welchem P. bis 1842 gehört hatte, zu vergleichen. Zum erstenmale tritt der Ort im Jahr 1092 in die Geschichte ein, als Wernher von Kirchheim und seine Mutter Richinza dem Kloster Allerheiligen in Schaffhausen a. Rh. all ihr Eigenthum in „Plidolfeshusin[1], Butinsulza“ (s. oben) und anliegenden Orten vermachten (Wirt. Urk. Buch 1, 296), woraus die zwei Höfe dieses Klosters erwuchsen, deren letzterer nur noch im Flurnamen fortlebt.[2] Auch das Kloster Blaubeuren erhielt im 12. Jahrhundert ein hiesiges Hofgut. (Sattler Grafen. 4te Forts. Beil. S. 371 der ersten Ausg).

P. gehörte den Grafen von Achalm-Urach und die Oberherrlichkeit hierüber kam wohl mit der Grafschaft Urach zwischen 1254 bis 1265 an Württemberg.

Einen Haupttheil des Orts hatte genanntes Kloster Allerheiligen; es besaß Kirche, Zehnten und Gülten, verkaufte aber 1528 alles, nebst Gütern in Dörnach, an die Spitäler in Urach und Nürtingen für 3600 fl.

Ein hiesiges Hofgut erhielt um 1100 das Kloster Zwiefalten (Blidolfishusin. Berthold bei Pertz Script. 10, 106). In späterer Zeit bekam das Kloster Sirnau Einkünfte.


  1. Eine spätere Schreibweise ist Blidoltzhusen (1275). Freiburger Diöcesanarchiv 1, 79.
  2. Das „Bütensülzer Häule“, ein rings von Äckern und Weideflächen umgebenes, 143/8 Morgen 43,3 Ruthen haltendes Feldholz wurde 1854 ausgestockt und in Ackerfeld verwandelt. In seiner Nähe beim s. g. Galgenbrunnen soll der Hof gestanden haben.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 456. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_456.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)