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Hausflur sind schöne Hirschgeweihe angebracht. Über dem rundbogigen Eingang in den Schloßhof befindet sich das v. Kniestädt’sche Wappen und die Jahreszahl 1706.

Die an das Schloß angebaute, 1811 eingeweihte Pfarrkirche, welche mit Hilfe einer im Land veranstalteten Kollekte erbaut wurde, hat die Gemeinde zu unterhalten; sie ist im einfachen Stil und von rechteckiger Grundform erbaut und hat eine flache Decke; die 1837 gefertigte Orgel steht auf der westlichen Empore. An der Nordwand hängt ein spätgothischer Altar, der zu den best erhaltenen und schönsten Werken aus dieser Zeit gehört. Er ist 4′ hoch und breit und hat zwei Flügel, auf denen außen der englische Gruß dargestellt ist; unten steht: Hans Syrner maler, oben: Gott allein die Chr. 1505. Auf den Innenseiten der Flügel ist links die h. Barbara, rechts die h. Ottilia angemalt; im Altarschreine stehen, aus Holz geschnitzt, in prächtigen Gewändern, in der Mitte der h. Wendel, ihm zur Seite Maria mit dem Kinde und der h. Jakob. Den Hintergrund bildet ein herrlicher gepreßter Goldgrund. Die Ornamente spielen schon etwas in die Rennaissence hinüber.

Auf dem hölzernen Dachreiter hängen zwei Glocken, die eine ist von 1811, die andere alt und hat die Umschrift: Maria hilf uns us noeten.

Der Begräbnißplatz wurde 1837 außerhalb (nordwestlich) des Dorfs angelegt; früher mußten die Verstorbenen in Walddorf, und in ganz alter Zeit in Weil im Schönbuch beerdigt werden.

Das vereinigte Schul- und Rathhaus ist mit Hilfe eines Beitrags von 1000 fl. aus der Karl von Kniestädt’schen Stiftung im Jahr 1830 von der Gemeinde erbaut worden; es enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Überdieß sind ein öffentliches Waschhaus, ein Armenhaus, ein Schafhaus und ein Spritzenhaus vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern hinlänglich drei laufende und drei Pumpbrunnen und wenn auch in ganz trockenen Sommern in einigen Brunnen das Wasser ausbleibt, so hilft der nahe am Ort gelegene vortreffliche Kromerbrunnen, wie auch eine auf der Markung Gniebel befindliche Quelle aus. Eine Wette ist vorhanden. Im allgemeinen ist die Markung nicht quellenreich.

Die Einwohner, ein sehr kräftiger, arbeitstüchtiger Menschenschlag, sind im allgemeinen fleißig, rührig, sparsam und finden ihre

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 462. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_462.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)