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Die Baulast der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Der schon 1735 angelegte, später erweiterte Begräbnißplatz liegt südlich vom Orte. Das vom Staate zu unterhaltende schöne Pfarrhaus ist etwa 140 Jahre alt.

Das hübsche, geräumige, dreistockige Rathhaus wurde 1844–45 in modernem Stil, mit einem Dachreiter auf dem First, erbaut. Das Schulhaus, ein Ende vorigen Jahrhunderts erbautes Bauernhaus, enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnung des ersten Lehrers, der zweite Lehrer wohnt zur Miethe. Außer der Volksschule besteht hier eine Industrieanstalt und eine Kleinkinderschule, welch letztere von G. Werner in Reutlingen unterhalten wird.

Am Südende des Dorfes liegt das ehemalige Schloß der Herren v. Gayern, jetzt in Privathänden, bestehend aus zwei alterthümlichen Gebäuden, die durch einen Hof getrennt sind, in den ein sehr malerisches steinernes Hofthor, ein kleiner und ein großer Rundbogen, dieser mit reichem Renaissanceaufsatze, führt. Im Scheitel des großen Rundbogens steht 1607 und ein Wappenschildchen, worauf ein Kamm. Das Hauptgebäude hat einen steinernen ersten Stock mit schöner gerader gothischer Stabwerksthüre gegen den Hof heraus, darüber die Jahreszahl 1579; die der Straße zugekehrte stumpfe Ecke ragt gegen oben weit und reich profilirt vor, um den tüchtigen Holzbau des oberen Geschosses zu tragen; am Gebälke dieses Stockwerks steht 1519. Nach dem Landbuch von 1623 war in W. ein Nonnenkloster (Beginnenhaus), in welchem 1623 ein Forstknecht wohnte; es stand am nördlichen Ende des Dorfs und noch wird ein Garten daselbst der Forstgarten genannt.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 3 laufende, 9 Pump- und 18 Ziehbrunnen; das Wasser der laufenden Brunnen wird in hölzernen Deucheln, bei einem eine halbe Stunde weit, hergeleitet; auch die Markung ist reich an Quellen, die vorzüglichste fließt im sog. Bullenbank südlich vom Orte.

Der durch das Dorf fließende, in der Nähe desselben entspringende Mühlbach wird zu einigen Wetten geschwellt; früher bestand ein Weiher nördlich vom Ort in den jetzigen Weiherwiesen und einer südlich in den Baindengärten. Über die Markung fließt der schon genannte Mühlbach, und in ihrem südöstlichen Theile der Anfang des Reichenbachs.

Vicinalstraßen führen von hier nach Dettenhausen, Häßlach, Altenrieth und Gniebel. Im Dorfe sind 2 steinerne Brücken und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 475. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_475.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)