Seite:OAUrach 028.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Veranlassung des Steinbrechens entdeckt, aber aus derselben Veranlassung auch wieder verschüttet worden. So wurde neuerlich in einem Steinbruche am Eingang in den Ort eine Höhle eröffnet, deren Vordertheil ganz einem künstlich gebauten, hohen Gewölbe gleicht, von wo aus dann die Höhle in engen Schluchten fortsezt.

Eine Entdeckung ähnlicher Art wurde im Jahr 1823 am Fuße des Schlößlesberges gemacht. Der Maurermeister Johannes Lamparter wollte hier in seinem Garten einen Tuffsteinbruch anlegen, und stieß bey dieser Gelegenheit bald mitten im Tuffsteinlager auf einen, wie es schien, von Menschenhänden eingelegten Sandstein. Nachdem dieser weggeräumt war, öffnete sich eine ansehnliche Höhle, welche 115 Fuß lang, 21 breit und 37 hoch sich zeigte, und mit Tropfsteingebilden von verschiedenen Formen bekleidet war. Die ganze Höhle glich einem großen Saale; in einer Ecke stand, wie eine Kanzel, ein Felsen, auf den ein schneckenförmiger Gang hinaufführte. In der Höhle fand man Gebeine und Hörner von verschiedenen Thieren, Ziegenköpfe, Hundsgebisse etc. etc., der Boden war mit Lehm oder Letten bedeckt. Bey weiterer Untersuchung fand man, daß die Höhle durch einen 7 Fuß hohen Stollen mit der ehemaligen Burg auf dem Berge in Verbindung stand, und man wird dadurch auf die Vermuthung geleitet, daß die Höhle zu einem geheimen Wasserbehälter der Burg gedient habe. Die Erms läuft über einen Theil der Höhle weg. Da die Höhle viele Neugierige herbeyzog, so wurde ihr auch ein Namen geschöpft und derselben, nach einer ehemaligen Bewohnerin der Burg, der schöne Name Berthahöhle beygelegt, der Seeburger aber nannte sie schlechtweg das Hannesen-Loch. Jetzt ist die Höhle in Folge der weitern Bearbeitung des Steinbruchs bereits wieder fast ganz verschüttet. Sie liegt 1857 Pariser Fuß über der Meeresfläche.

Der Wasserstein, eine Höhle, die sich in einem Jurakalkfelsen über dem Anfang des Thals Zittelstatt auf der Uracher und Wittlinger Markungsgrenze unter der s. g. Breitwiese

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 028. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_028.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)